Samstag, 17. September 2011

Wenn der Zeuge einmal klingelt

Ich habe es geschafft! Ich habe einen Zeugen Jehovas ins Grübeln gebracht!

Eben gerade - ich springe noch im Bademantel durch die Wohnung - klingelt es. Könnte die Post sein, denke ich, und gehe so, knapp meine Blöße bedeckend, an das Hoftor. Ein netter alter Herr und ein etwas unglücklich aussehender Teenie - die alten Frauen mit den verknöcherten Gesichtern scheinen sie aussortiert zu haben - begrüßen mich freundlich und halten mir eine Broschüre mit dem Titel "Reiner Zufall" unter die Nase. Und es entspinnt sich folgender Dialog (leicht gekürzt):

Zeuge: "Was denken Sie über diesen Titel. Glauben Sie daran?"
Ich: "Unbedingt!"
Zeuge: "Sie glauben also, dass alles zufällig geschieht? Das es keinen Sinn hinter allem gibt? Warum glauben Sie das?"
Ich (schon längst erkannt, wer da vor mir steht): "Ich erkenne nichts, was mich von einem regulierenden Eingriff überzeugt."
Zeuge: "Dann nehme ich an, dass Sie Atheist sind?"
Ich: "Ich würde mich eher als Agnostiker bezeichnen."
Zeuge (stutzt das erste Mal, aber fängt sich): "Das heißt also, dass Sie sich beide Möglichkeiten offen halten, dass es also auch einen Schöpfer geben kann."
Ich: "Ich halte es eher mit Stephen Hawking."
Zeuge stutzt wieder, setzt an, stutzt erneut... und weiß nicht weiter!

Ich war nett, hab ihm gesagt, was ich damit meine - und ich muss anerkennen, dass er sehr gut reagiert hat. Aber die trainieren das ja auch. Jedenfalls habe ich jetzt eine Broschüre, die anscheinend auf sehr geschickte Weise das Vorhandenseins Gottes mit "wissenschaftlichen Erkenntnissen" erklärt. Ich habe darüber hinaus die Befriedigung, einen Zeugen verwirrt zu haben. Und ich ärgere mich, dass ich ihm nicht gesagt habe, dass ich sehr wohl religiös bin. Aber vielleicht kommt er noch mal, dann kann ich ihm ja sagen, dass ich Anhänger der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters bin...

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