Sonntag, 11. September 2011

In Memento - 9/11

An einem Tag wie heute kann man eigentlich gar nicht anders, als sich auch mit dem 9. September 2001 zu beschäftigen. Man möge mir das verzeihen, aber es gibt kaum ein Ereignis der neueren Geschichte, das mich ähnlich bewegt hat wie dieser Tag. Dazu weiter unten mehr. Nicht zuletzt aber sehe ich, während ich das hier schreibe, eine Dokumentation über diejenigen, die behaupten, das WTC wäre kontrolliert gesprengt worden, es stürzte nicht ein, weil Flugzeuge hinein rasten. Das macht mich ehrlich gesagt etwas wütend - aber dazu unten mehr. Zuerst einmal meine Erinnerungen an den 9. September 2001...

Ich hab an dem Tag ganz normal gearbeitet, damals noch bei einer Zeitung. Es mag jetzt komisch klingen, aber in der Redaktion haben wir damals nie Fernsehen geguckt oder Radio gehört. Es war eine reine Lokalzeitung mit Lokalnachrichten, die großen Weltereignisse interessierten uns nicht. Von den Ereignissen in den USA hörte ich daher erst bei meinem letzten Termin an dem Tag. Ich interviewte einen Bürgermeister, und während des Interviews klingelte dessen Telefon. Er sprach mit seiner Mutter, und etwas irritiert bekam ich mit, dass es um den Einkauf von Konservendosen ging, die er ihr ausredete, so nach dem Motto: "Die wird es morgen und übermorgen auch noch geben, das hat doch keine Auswirkungen auf uns, mach dir keine Sorgen, warte doch erst mal ab, was da eigentlich passiert ist." Dann legte er auf, bemerkte meinen fragenden Blick und sagte: "Haben Sie das nicht gehört? Amerika wird angegriffen. Da ist Krieg."

Der Tag war für mich erledigt. Ich fuhr nach Hause und kam dort an, um den Einsturz des zweiten Turmes noch live mit zu sehen. Das heißt, ich habe es gesehen, aber ich habe es nicht verstanden. Das war nicht zu verstehen. Wie konnte das sein? Wie kann das geschehen? Das muss doch ein Film sein, eine Verarschung, irgendwas in der Form, jedenfalls keine Wahrheit. Um ganz ehrlich zu sein: Erst als MTV und VIVA aus Pietät ihren normalen Sendebetrieb einstellten, begriff ich, dass da was dran sein muss... Und die Welt veränderte sich für mich.

Warum das? Terroranschläge hat es vorher schon gegeben, überall auf der ganzen Welt explodierten bereits Bomben, Menschen sind gestorben, Männer, Frauen und Kinder. Extremisten haben überall schon andere und sich selbst in den Tod gerissen. Warum also ist dieser Tag so einschneidend gewesen? Weil die Terroristen damals bewiesen haben, dass sie jederzeit und überall auf der Welt angreifen und treffen können. Dass sie selbst dort, wo es scheinbar sicher ist, zuschlagen können. Dass es keine Sicherheit gibt. Das ist ein erschreckender, fürchterlicher Gedanke: Immer und überall muss man jetzt damit rechnen, dass etwas passiert.

Darüber hinaus ist dieser Anschlag auf eine Art geschehen, die man sich nicht vorstellen konnte. Und das ist denke ich auch der Punkt, den die Verschwörungstheoretiker zum Anlass nehmen, die Ereignisse des Tages zu hinterfragen: Dass es ein paar Zivilisten, ein paar Arabern, ein paar - ich bitte für diesen Ausdruck um Verzeihung - "Kameltreibern" gelingen konnte, gleichzeitig vier Flugzeuge zu entführen und gezielt in vorher genau ausgewählte Ziele zu steuern. Das kann doch nicht sein, dass die das können, dass so etwas gelingen kann? Doch, sie konnten es, und sie haben es getan! Und da kann man noch so sehr herumtheoretisieren und zweifeln, es war so! Und vermutlich können sie es immer wieder tun!

Oben habe ich geschrieben, dass es mich wütend macht, diese Theoretiker zu hören. Mich macht diese Borniertheit betroffen, diese Anmaßung, jeden Beweis für die Anschläge zu leugnen und umzudrehen. Stahl im WTC konnte durch das Kerosin nicht schmelzen und brechen, weil es nicht heiß genug ist? Es gibt Versuche, die das Gegenteil beweisen - und die werden von den Kritikern nicht anerkannt, weil es eben Versuche waren. Das Gebäude musste gesprengt worden sein, weil es anders gar nicht so zusammenfallen konnte? Sprengstoffexperten sagen klipp und klar, dass es unmöglich sei, diese Gebäude so zu präparieren, wie es sein müsste... Spielt keine Rolle, hätte bei Wartungsarbeiten an den Fahrstühlen geschehen sein können, sagen diese "Truther". Wenn Experten zeigen, dass es dann doch nicht so sein kann, wird ein Super-Thermit herbeizitiert, der das angeblich doch kann, und - bequem für die "Truther" - niemand kommt an das Zeug heran, weil es streng geheim ist. Im Pentagon kann gar kein Flugzeug abgestürzt sein, man sieht ja keines auf den Fotos oder auf Videofilmen? Mag sein - aber es gibt dutzende Augenzeugen, die es gesehen haben - und alle deren Aussagen spielen bei den Zweiflern keine Rolle, sie sind nicht maßgeblich.

Das schlimmste Beispiel dieser Wahrheitsverdrehung hat sich ausgerechnet ein deutscher Journalist geleistet, der auch der Theorie anhängt, es gab keine Flugzeuge, die in die Gebäude flogen: Gerhard Wisnewski, der "akribisch" genau nachgewiesen hat, dass Flug 93 nicht bei Shanksville abgestürzt sei. Dazu ließ Wisnewski in einem Fernsehbeitrag den Bürgermeister von Shanksville sagen: "Da war kein Flugzeug. Da war nichts." So weit, so gut. Was Wisnewski verschwieg und in seinem Beitrag heraus schnitt, war, wie Bürgermeister Ernie Stull fortfuhr: "Man hat nur die beiden Turbinen gefunden, weil sie natürlich schwerer und massiver als alles andere sind. Doch vom eigentlichen Flugzeug ist so gut wie nichts übrig geblieben. Man kann immer noch handtellergroße Teile finden. Und Neville von der Farm dort drüben hat hinter seiner Scheune ein Aluminiumteil von der Flugzeugaußenhaut gefunden, das 2,50 mal 3,0 oder 3,50 Meter groß gewesen sein mag." Das passt natürlich nicht ins Bild...

Warum glauben diese Leute nicht, dass es Terroristen waren? Weil es einfacher ist, an eine böse, mit unbegrenzten Möglichkeiten ausgerüstete Regierung zu glauben, die ihr Land in einen Krieg führen will. Und weil es einfacher ist, sich ein solch fürchterliches Ereignis mit dem Eingreifen einer unheimlichen, höheren und unfassbaren Macht zu erklären als damit, dass Amerikas Handeln seit dem 2. Weltkrieg einen solchen Hass auf der Welt verursachen konnte, dass es unzählige Menschen gibt, deren größtes Ziel es ist, so viele Menschen in den USA zu töten wie es geht, auch wenn es ihr eigenes Leben kostet.

Am 9. September 2001 entführten Terroristen vier Flugzeuge, rammten mit ihnen die beiden Türme des WTC und das Pentagon; eine vierte Maschine stürzte durch das Eingreifen der Passagiere auf einem Feld ab - wer weiß, wohin sie sonst geflogen wäre. Die Vereinigten Staaten wurden im tiefsten Inneren so sehr getroffen wie nie zuvor (außer vielleicht damals bei Pearl Harbour, und damals war es eine ganze Armee).  Auf der ganzen Welt war auf einmal klar: Wir können immer, jederzeit und überall getroffen werden. Es gibt keine Sicherheit mehr. Das hat der 11. September 2001 gezeigt. Mit den Folgen, mit den Kriegen und so weiter, leben wir seitdem. Und hoffentlich finden wir irgendwann auf der Welt wieder mehr Frieden.

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