Montag, 10. September 2012

Die dunkle Seite des Internets

Vor ein paar Tagen habe ich einen Post über den Tod von Michael Clarke Duncan geschrieben. Auf diesen Post habe ich einige interessante Kommentare bekommen, in erster Linie von Leuten, die das noch gar nicht gehört hatten. Ein Kommentar kam sogar aus Norwegen (hey, mein erster ausländischer Kommentar). Dieser Kommentator machte mich aber auf etwas anderes aufmerksam, was ich noch nicht mitbekommen habe: Fast zur gleichen Zeit geisterte eine andere Meldung durch das Internet, nach der Morgan Freeman ebenfalls gestorben sein. Hier gab es dann aber nicht nur schnell die Aufklärung seitens Freemans Managements, sondern auch die Aufklärung: Ein Twitterer hatte sich einen schlechten Scherz erlaubt.

Nun gut, derartige Falschmeldungen kommen immer wieder vor. Wenn man es zynisch sieht, kann man sagen, dass Freeman da sogar in guter Gesellschaft. Die englische Königin, George Clooney, Paul Reiser, Ted Kennedy, Charlie Sheen oder Britney Spears - sie alle wurden schon mal in den verschiedensten Meldungen für tot erklärt, obwohl sie quietschfidel durch die Gegend liefen. Nicht jeder nimmt das so humorvoll wie Jeff Goldblum, dem 2009 ein Unfalltod bei Dreharbeiten in Neuseeland angedichtet wurde, der es sogar bis ins australische Fernsehen geschafft hatte. Goldblum hielt daraufhin seinen eigenen Nachruf in einer Comedy-Show, in der er zunächst an seine Qualitäten als Liebhaber erinnerte, um dann elegisch zu enden: "I will be missed!" (Kann man hier ansehen).

Aber prinzipiell: Nicht nur, dass derartige Falschmeldungen geschmacklos bis zum Geht-nicht-mehr sind, ist es auch erschreckend, wie schnell und unkritisch sie auch verbreitet werden. Das ist eine der dunklen Seiten des Internets: Dieses weltumspannende Netz mit seinen unendlichen Möglichkeiten, Informationen zu finden, zu speichern, zu verbreiten und eben auch zu fälschen ist auch eine Spielweise von Leuten, deren, sagen wir mal, geistiger Horizont beschränkt und deren Anstand nur wenig ausgeprägt ist.

Problematisch wird es, dass es kaum Möglichkeiten der Kontrolle gibt. Die Wikipedia hat zwar, nachdem sie selber auch derartigen Falschmeldungen - oder schlimmer, der Sabotage von bescheuerten Nutzern - ausgesetzt war, ihre Regeln soweit geändert, dass Todesmeldungen erst nach definitiver Bestätigung von erfahrenen Autoren veröffentlicht werden. Aber das nützt natürlich wenig, wenn dann, wie im Fall Morgan Freeman, so ein Spinner einen gefälschten CNN-Tweet in die Welt setzte und der dann weiter verbreitet wurde. Und verbreitet wurde es von vielen.

Das ist so ein Fehler, den das Internet in meinen Augen hat. Jeder kann alles in die Welt setzen, ohne sich über die Konsequenzen im Klaren zu sein oder, schlimmer noch, diese ignoriert. Vieles geschieht  anonym, und dann wird es oft unappetitlich. Es ist ja auch einfacher, im Schutze des World Wide Web und getarnt als "Superstud111" oder "Hotchick06" zu hetzen und lästern, was man im direkten Augenkontakt nicht wagen würde. Und andere spielen sich als "Journalisten" auf und setzen ihre "Neuigkeiten" ins Netz. Die seriösen Medien, die da ein Gegengewicht bilden könnten, setzen nur zu gerne auch auf solche Quellen. Man denke nur an den "Leserreporter" der BILD oder die Videoaufnahmen aus dem syrischen Bürgerkrieg (wobei hier wenigstens die Quelle genannt und deren Glaubwürdigkeit zumindest in Zweifel gezogen wird).

Es gibt da nur eine Entschuldigung: Das Nachrichtengeschäft ist schnell geworden, sehr schnell. Ein gut ausgebildeter Journalist sollte jedoch recherchieren und verifizieren. Das tun die Möchtegern-Internet-Reporter natürlich nicht. Sie haben das nie gelernt, sie sind keine echten Journalisten, sie übernehmen keine Verantwortung für ihr Tun. Und wenn man keine Verantwortung übernehmen muss, dann kommt das Schlechte im Menschen zu Tage. Und dann entstehen die Falschmeldungen über tote Promis.

Das Internet ist eine tolle Sache. Das Problem sind viele Leute, die hier unterwegs sind. Die können einen manchmal echt anwidern...

1 Kommentar:

RoM hat gesagt…

Die Spezies der "Wichtigtuer" hält sich seit den Anfängen des Menschen hartnäckig. Bemitleidenswert.
In der Regel erfahre ich von "Deutschlandradio Kultur", wenn ein Schauspieler verstorben ist. Das Net ist da für mich keine Anlaufstelle. Kann also keinem Leim aufsitzen.
Über den Morgan Freeman-Hoax habe ich so erst von Dir erfahren.

Abstruse Weltsichten kursieren zudem nicht nur im Internet; "Fox News" hält hierbei profund mit.