Mittwoch, 1. Februar 2012

"Wallander", nicht ganz so deprimierend

Normalerweise lese ich keine Krimis. Deswegen geht der Hype um die skandinavischen Thriller komplett an mir vorbei. Mich reizt aber auch gar nichts, zum Beispiel Stieg Larson zu lesen (vielleicht sehe ich mal die Filme, dann aber natürlich die Originale...). Bei Henning Mankell und seinen Wallander-Romanen kommt noch etwas dazu: Ich habe  schon mal einen gelesen, nämlich "Brandmauer", und fand ihn grässlich. Es war für mich eine Quälerei, ihn bis zum Ende durchzuhalten, und die ganze Zeit habe ich gedacht: Dem Mordopfer geht's besser als Wallander, weil das Opfer hat's hinter sich... Kurz gesagt: Es war für mich furchtbar deprimierend.

Und obwohl in meinem Bekannten- und Verwandtenkreis meine Abneigung gegen Krimis im Allgemeinen und Wallander im Besonderen bekannt ist, bekam ich dennoch zu Weihnachten ein Buch von Wallander geschenkt: "Mörder ohne Gesicht". Nicht gerade begeistert begann ich ihn zu lesen, vor allem weil es eben ein Geschenk war, und ich finde es einfach fair gegenüber dem Schenker, sich dann damit zu beschäftigen. Außerdem könnte er ja mal fragen: "Na, wie war's?", und da möchte ich nur ungern antworten: "Ääääh...". Zu meiner eigenen Überraschung fand ich das Buch aber dann nicht mal schlecht. Begeisterungsstürme hat es nicht ausgelöst, aber eben auch keine Abneigung.

Kurz zur Handlung: In einem abgelegenen Bauernhaus wird ein Mann bestialisch ermordet, seine Frau schwer verletzt. Bevor auch sie im Krankenhaus stirbt, kann sie noch einen kryptischen Hinweis geben: "Ausländer". Diese Information sickert in die Öffentlichkeit, und der ermittelnde Kommissar Wallander ist auf einmal nicht mehr nur auf der Suche nach den Mördern, sondern bekommt es auch Fremdenfeindlichkeit zu tun, die ebenfalls zu einem Mord führt...

Also als Kriminalfall fand ich es eigentlich ganz gut beschrieben. Mitraten geht natürlich nicht, ist ja kein Rätselkrimi. Aber die Polizeiarbeit ist nach meiner Meinung recht gut beschrieben, auch die Sozial- und Gesellschaftskritik fand ich ansprechend. Die Lösung des Ursprungsfalls kommt zwar durch Kommissar Zufall, und die dazu aus erzählerischer Sicht benötigte Bankangestellte kam mir etwas zu sehr konstruiert vor, war aber noch im Rahmen - der Rest passte eben. Und Wallander... Gut, der ist in dem Buch gerade erst geschieden und damit noch nicht so abgewrackt und niederschmetternd wie in "Brandmauer". Als Figur finde ich ihn aber auch hier nicht unbedingt überwältigend (hoffentlich fallen die Wallander-Fans nun nicht über mich her...), aber wenigstens nicht so niederschmetternd (bei "Brandmauer" habe ich ja selber schon Depressionen bekommen).

Also ein Krimifan wird aus mir sicherlich nicht werden, und ob ich noch mal einen Wallander-Roman lese, weiß ich nicht (mein Vater preist sie mir an, aber ich antworte ihm meistens: "Du liest auch nicht 'Herr der Ringe', obwohl ich dir dazu rate!", und damit ist die Diskussion beendet). Aber ich habe nun wenigstens zwei durchgeackert und denke, mir ein Urteil darüber bilden zu können. Und das lautet: Er hat was, was sicherlich seine Fans begeistern und mitreißen wird, aber mich nicht. Ich bleibe bei Sci-Fi und so, das liegt mir mehr - und ich weiß, dass es genug Leute gibt, denen wiederum das nicht gefällt.

Aber so ist das eben mit dem Geschmack.

1 Kommentar:

RoM hat gesagt…

Auch mir sind die angesagten Nord-Krimis allzu depressiv. Ich bevorzuge lieber die britische Fraktion.