Eric Stoltz, der erste Marty McFly |
Betrachtet man nämlich so ein "Making Of" genauer, fällt auf, wie toll doch alle die Arbeit am Film fanden und wie großartig alle sind. Am auffälligsten ist das, wenn es um die Schauspieler geht. Die sind immer die erste Wahl! Da fallen permanent Sätze wie "XYZ war von Anfang an unser Wunschkandidat..." oder "Für die Rolle kam nur ABC und kein anderer in Frage..." oder "Schon beim Schreiben des Drehbuchs hatten wir LMN im Sinn..." Alles Quatsch.
Die gleiche Szene, aber mit Michael J. Fox |
Die meisten anderen "Making Of"'s sind in der Regel nicht so offen. Zum Beispiel bei der "Lord of the Rings"-Trilogie. Wer wie ich die Extended Version auf DVD hat, verfügt über stundenweise Material, in der über die Dreharbeiten gesprochen wird, wie großartig doch alles war, wie fantastisch alle waren, wie toll, wie schön, wie super... Das glaubt man schon beim Ansehen nicht. Doch zum Glück gibt es auch hier Alternativ-Quellen.
Empfehlen kann ich da wirklich Sean Astins Autobiografie "There and back again". In der berichtet Astin sehr viel aus seinem Leben und vor allem - immerhin bislang sein beruflicher Höhepunkt - von den Dreharbeiten zu "Lord of the Rings". Und das klingt dann doch etwas anders als in den "Making Of"'s, in denen selbst Astin sehr viel enthusiastischer sprach. Verständlich, immerhin sind das Marketingmaßnahmen, und keine Werbung geht auf die weniger guten Seiten des Produktes ein.
Diese Rücksicht brauchte Astin in seinem Buch nicht mehr nehmen. Und so schreibt er zwar immer noch von einem außergewöhnlichen, beeindruckenden und faszinierenden Ereignis - aber eben auch von den Schattenseiten der Produktion. Zum Beispiel darüber, dass Neuseeland nicht nur als Drehort gewählt wurde, weil dort so viele wundervolle Naturkulissen existieren, sondern auch, weil der Film dort deutlich preiswerter und vor allem ohne Einfluss der mächtigen US-amerikanischen Filmgewerkschaften entstehen konnte. Er schreibt auch, dass er sich mit Gollum-Darsteller Andy Serkis überhaupt nicht verstand (gut, das passt ja sogar zur Rolle) oder wie quälend sich der Beginn der Dreharbeiten mit dem ersten Aragorn-Schauspieler gestalteten (dass es einen ersten Aragorn gab, erfährt man auch in den "Making Of"'s, nicht aber zum Beispiel den Namen: Stuart Townsend; offiziell heißt es heute, er wäre zu jung für die Rolle gewesen - Astin schreibt da was anderes...). Und ganz nebenbei lernt man auch, welch immenser Prozess hinter den Kulissen vonstatten geht, bevor ein Schauspieler seine Rolle bekommt. Nachdem ich das gelesen habe, sehe ich Phrasen wie "Wir hatten nur ihn im Sinn..." mit ganz anderen Augen...
Kurz gesagt: Wer einen etwas kritischeren Blick hinter die Kulissen des Filmemachens erleben möchte, dem lege ich Astins Biografie wärmstens ans Herz.
3 Kommentare:
Tatsächlich ist es so, daß bei großen Produktionen sogar die Statements in Interviews (Promo) vertraglich festgelegt sind. Je Indi der Film ist, desto authentischer kann man/frau die Aussagen sehen. Mit der Zeit entwickelt man seinen Sinn dafür.
Stoltz & Zemeckis vertrugen sich menschlich einfach nicht. Daß Ersterer ein guter Schauspieler/Regisseur ist, belegen diverse (Indi-!) Filme.
Bei TWILIGHT wurde übrigens die süperbe Darstellerin der Feeder-Vampirin ausgebootet, weil - nach dem Erfolg - die zuerst kontaktierte Bryce Dallas Howard dann plötzlich doch Lust auf die Rolle hatte. Rachelle Lefevre war ihren Vertrag für die Reihe los. Offizielle Begründung: Terminschwierigkeiten. Ein Grund, der der Franko-Kanadierin eher neu war. Immerhin hatte sie eine Option in ihrem Vertrag über die Verfügbarkeit zu den geplanten weiteren Filmen.
Zu Townsend - die Begründung für sein Ausscheiden ist reine Lächerlichkeit. Immerhin gibt es ein Casting. Hier muß etwas arg schiefgelaufen sei. Daß sein Name offiziell nicht fällt - obwohl in jeder Beobachter kannte - , gehört zur "Vertragsauflösung in beiderseitigem Einverständnis".
Stoltz ist definitiv begabt und talentiert, sonst hätte er auch die Rolle in "BTTF" nicht bekommen. Seine Referenz - und möglicherweise auch gleich der Grund seines Scheiterns - war ja "Die Maske". Und ganz ehrlich: Die wenigen Fotos und Filmaufnahmen, die es von ihm als Marty McFly gibt, sehen für mich schon sehr hölzern und schräg aus. Zemeckis meinte dazu, Stoltz' Humor passt nicht zu dem, den er sich für die Rolle vorstellte. Ob's menschlich zwischen den beiden nicht gestimmt hat, weiß ich nicht. Fest steht aber, dass auch Stoltz die Überzeugung gewann, für die Rolle falsch zu sein, und dass Zemeckis und Gale auch dann sehr respektvoll über Stoltz sprachen, wenn sie es nicht tun mussten. Ich gehe daher mal wirklich von einem "beiderseitigem Einverständnis" aus.
Und das gab es im Prinzip auch bei Townsend, was Astin in seinem Buch sehr schön beschreibt (also lies es!). Kurz gesagt, Townsend fühlte sich von Anfang an extrem unwohl in der Rolle und kam einfach nicht damit klar, was auch - und das erkannte er selber - an seinem Alter lag, aber eben nicht nur. Astin umschrieb es so, dass jeder in der Produktion Townsend behalten wollte, er sich aber selber immer mehr im Wege stand und dann ersetzt wurde, was - und diese Meinung Astins finde ich dazu sehr aufschlussreich - jeden traurig machte, aber niemanden überraschte, auch Townsend nicht (es klingt sogar so, als habe er es selber auch gewollt).
Richtig ist aber, dass das schon deutlich früher hätte erkannt werden können, spätestens bei der Kostümprobe, die etwa ein halbes Jahr vor Drehbeginn stattfand...
Zemeckis ist da wohl der selbe Fehler wie Peter Jackson unterlaufen. Sein Hauptdarsteller wird ihn ja nicht am ersten Drehtag mit der eigenen Interpretation des Marty "überrascht" haben. Der Regisseur wiederum war unter Zeitdruck, versuchte Stoltz auf Michael zu biegen. Reibereien sind dann wohl zwangsläufig. Daß die Produktion danach wieder von Null starten durfte, hängt mit der Zusage von Fox zusammen, der bereits mit der Sitcom seinen Namen hatte. Die Strapazen beim Dreh (Serie & Film parallel) zehrten danach an seiner Gesundheit. Die Biographie von Michael J ist auch lesenswert.
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