Ich habe jede Menge Macken (wer hat die nicht?), und viele sind sicherlich auch recht schwierig und für andere oft nur schwer zu ertragen. Macken müssen aber nicht zwangsläufig schlecht sein, und eine steht mir glaube ich ganz gut: Ich mag es nicht, irgendwo zu spät zu erscheinen. Obwohl das untertrieben ist - ich hasse es.
Warum das so ist, kann ich nicht sagen. Mir fällt kein einschneidendes Erlebnis ein, wo mir das mal zum Schaden gereichte. Ich finde aber, dass Pünktlichkeit eine Menge mit Respekt zu tun. Unpünktlichkeit empfinde ich als grobe Unhöflichkeit, ja Miss- und Verachtung der anderen Person. Zu spät zu kommen, heißt eine Vereinbarung nicht einzuhalten. Ja mehr noch: Komme ich zu spät, stehle ich meinem Gegenüber Zeit. Und Zeit ist kostbar, allein schon deswegen, weil Zeit nicht mehr zurück geholt oder zurück gegeben werden kann. Sie ist unwiederbringlich weg.
So halte ich es mit der alten preußischen Tugend "Fünf Minuten vor der Zeit ist des Preußen Höflichkeit." Und wenn es um Termine geht, die ich selber vereinbart habe, bemühe ich mich, erst recht zu früh da zu sein. Wenn ich zu solchen Terminen mit dem Auto fahren muss - und in unserem Landkreis kommen da schon mal 50 Kilometer und mehr zusammen - fahre ich sicherheitshalber so früh los, dass ich bei normalen Verkehr wenigstens 15 Minuten früher da bin, lieber noch 30, bei wichtigen Terminen sogar 45 oder 60 Minuten. Ich werde extrem nervös und unruhig, wenn ich den Eindruck habe, dass an diesem internen Zeitplan irgendetwas nicht funktionieren wird - also wenn ich statt der geplanten 30 wahrscheinlich nur 25 Minuten vorher ankomme.
Okay, das ist jetzt keine Macke mehr, das geht schon eher in Richtung Neurose. Aber sagen wir mal so: Zumindest ist es keine schlechte. Natürlich bin ich auch mal zu spät gekommen. Wem passiert das nicht? Aber ich habe das überlebt - also kann die Neurose dann doch nicht so schlimm sein. Oder? Vor allem aber habe ich mich bei meinem Gegenüber entschuldigt (ich kenne notorische Zuspätkommer, die das nicht für nötig halten).
Vor Jahren lernte ich übrigens mal einen wahren "preußischen Beamten" kennen, der das ähnlich sah. Er amüsierte sich zwar immer darüber, dass man sich in der Regel zu vollen Uhrzeiten verabredete: "Warum muss es immer 10.00 Uhr oder 13.30 Uhr sein? Man kann sich auch mal um 9.21 oder 14.49 Uhr treffen", pflegte er mit einem feinen Lächeln zu sagen, um dann aber ernst hinzuzufügen: "Hauptsache, man ist um die Zeit dann auch da." Recht hatte er.
2 Kommentare:
Das ist interessant. Bei mir siehst genau umgekehrt aus.
Für mich ist die Zeit wertvoller die ich nicht in irgendwelchen Meetings verbringe. Das heißt das ich diese versuche möglichst gut auszunutzen und nicht noch 15min extra zu verbrennen um noch früher da zu sein. Das führt auch dazu dass ich nicht pünktlich da bin.
Aber ich arbeite ja auch nicht in der Politik :D
Das stimmt. Wie oft ich auf dich schon gewartet habe, weil du unpünktlich warst. Wie unhöflich... :-)
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