Als ich heute nach Hause fuhr, habe ich an einer Kreuzung ein Auto gesehen. Ganz toll, ein Auto an der Kreuzung, so was aber auch, hätte ich ja nie damit gerechnet... Nein, Scherz beiseite, als ich dieses Auto sah, kamen mir - weiß der Fuchs warum - auf einmal alle meine Autos, die ich bisher hatte, ins Gedächtnis (jetzt könnt ihr auch schon denken, dass das Auto, das ich sah, so eines war wie ich es einmal besaß). Ich bin jetzt 41 und hatte bisher sieben Autos. Keine Ahnung, ob das viel oder wenig ist - aber als ich so darüber nachdachte, sind sie mir alle wieder eingefallen sowie einige besondere Erlebnisse, die ich mit ihnen hatte. Ich konnte mich sogar an alle Nummernschildern erinnern!
Das erste war noch ein richtiger Trabbi: Himmelblau und weißes Dach. Er kostete mich glaube ich 50 Mark, das muss so 1990 oder Anfang 1991 gewesen sein. Das Wägelchen hatte einige Besonderheiten, so zum Beispiel den Werbeaufdruck einer Videothek. Ich sah zwar kein Geld dafür, dass ich damit durch die Gegend fuhr, durfte mir aber kostenlos Videos ausleihen. Und das habe ich ziemlich ausgenutzt... Zu den anderen Besonderheiten, die dieser Trabbi hatte, gehörte die Tatsache, dass er keine Sicherheitsgurte hatte (die ältesten Teile von ihm, und das waren die, die in den Papieren entscheidend waren, stammten aus den 50er Jahren) und dass die Scheibenwischer eine besondere Macke hatten: Sie ließen sich nicht ausschalten. Nein, wirklich, die hatte man nur mit einem Trick abschalten können (der Trick bestand darin, die Zündung beim Fahren im richtigen Moment ausschalten, zwei oder drei Sekunden zu warten und dann wieder Zündung rein und Kupplung loslassen - wenn es gut getimet war, sprang der Motor wieder an und die Scheibenwischer blieben aus).
Besonders gut erinnere ich mich aber an den Klang des Autoradios. Der war nahezu perfekt. Natürlich gab es auch hier einen Trick: Ich hatte die Limousinen-Version und habe mir die Lautsprecher in die Hutablage am Heckfenster eingebaut. Diese Hutablage, die werksseitig aus Presspappe bestand, hatte ich aber gegen eine aus Sperrholz ausgetauscht. Diese Holzplatte übertrug den Schall nun hervorragend auf die Kunststoff-Karosserie (merke: der Trabant bestand nicht nur aus Pappe, sondern auch aus Plaste), und der komplette Kofferraum diente praktisch als ein großer Resonanzkörper...
Kurz danach kaufte ich mir dann einen Golf-II mit Dieselmotor, weinrot. Den Wagen habe ich geliebt. Er hat mich nie im Stich gelassen, selbst damals nicht, als er Anfang Januar bei klirrender Kälte ein Wochenende in Augsburg stand und mir beim Starten urplötzlich alle Sicherungen für die Glühkerzen durchbrannten. Es dauerte gut 20 Minuten, aber ich habe den Motor in Gang bekommen (fast schon ein Wunder, dass die Batterie so lange durchhielt...). Die lustigste Erlebnis hatte ich übrigens eine halbe Stunde nach dem Kauf. Als ich ihn zu Hause parkte, kam ein Nachbar vorbei, schaute ihn sich an und sagte dann: "Das war vor einer Woche noch meiner." Hatte ich nicht gewusst, weil es ein Firmenwagen war. Er hatte ihn im Autohaus für 4.500 Mark verkauft und ich eine Woche später für 7.500 Mark gekauft...
Irgendwann wollte der aber auch nicht mehr, nach gut 150.000 Kilometern allein von mir (ja, ich bin damals sehr viel gefahren). Der nächste war ein dunkelvioletter Golf-III, natürlich auch Diesel. Der sah Klasse aus: dunkelviolett hört sich blöd an, war aber in Wirklichkeit eine faszinierende Farbe. Irritierend war nur das Nummernschild: Ich hatte den Wagen über das Autohaus anmelden lassen, und zwar wenige Tage nach einer ungewollten Kreisgebietsreform. Die Leute aus dem Autohaus ließen mir einfach die alte Nummer zuweisen - und auf einmal fuhr ich mit einem Kennzeichen der verhassten Kreisnachbarn umher...
Leider tat ich das nicht lange. Wenige Wochen später kam ich bei schneeglatter Straße ins Schleudern, rauschte von der Straße und rammte frontal einen Straßenbaum - den letzten einer langen Reihe; alle anderen hatte ich beim Schleudern verfehlt. Der Wagen war leider Schrott, ich hatte zum Glück nur ein paar blaue Flecken. Das war der einzige Unfall, den ich bis auf den heutigen Tag hatte. Ironie an der Geschichte: Der Baum wurde im folgenden Frühjahr wie seine Nachbarn gefällt, weil ein Radweg gebaut wurde (für die Naturschützer unter euch: Es handelte sich um krüppelige Apfelbäume, also kein echter Verlust...).
Es folgte ein weiterer Dieselgolf, diesmal aber im schnöden mintgrün. Optisch nichts besonderes, ausstattungsmäßig auch nicht - aber extrem zuverlässig. Ich bekam den Wagen mit knapp 70.000 Kilometern auf der Uhr und fuhr ihn in drei oder vier Jahren weitere 230.000 Kilometer, ohne dass er groß muckte. Nur einmal hatte ich ein Problem, was ich hier schon einmal beschrieben hatte. Aber sonst... Mein Plan war, den Wagen zu fahren, bis er aus Altersschwäche auseinander fällt. Habe ich fast geschafft. Ich habe ihn abgegeben, als mir die Werkstatt sagte, dass die Pleuelstange komplett ausgeleiert ist und innerhalb der nächsten 1000 Kilometer den Geist aufgeben würde. Das wären zu der Zeit zwei oder drei Wochen gewesen... Also habe ich mich mit einem weinenden Auge von diesem Auto getrennt - es war wirklich ein fantastischer Wagen, auch wenn man es ihm nicht ansah.
Danach kam wieder ein Golf, diesmal ein Benziner und Kombi. Schönes Auto und sauviel Platz drin. Den hatte ich aber auch nicht lange. Kurz nach dieser Anschaffung kam ich in finanzielle Nöte und musste den Wagen wieder verkaufen. Statt dessen stieg ich auf Nissan um.
Ein winziger, schwachmotorisierter, silberfarbener Nissan Micra der ersten Generation war fortan an mein Gefährt. Ein rechter Rückschritt eigentlich: Dreitürer, Fenster hinten konnte man wie in den 50er Jahren anklappen, Spagetti-Lenkrad, keine Mittelkonsole, der Lack am Kotflügel gab allmählich den Geist auf, und diverse elektrische Einrichtungen funktionierten nicht. Aber er fuhr und das sehr zuverlässig. Abgesehen von dem komischen Defekt, der dazu führte, dass der Wagen bei Betriebstemperatur dazu neigte, im Leerlauf einfach auszugehen und nicht wieder anzuspringen (kommt an der Ampel richtig gut). Meine damalige Werkstatt - echte Schrauber, die im Prinzip alles reparieren konnten, was auf vier Rädern rollte - grübelten eine ganze Weile über diesem Rätsel, bis mir der Chef eines Tages freudestrahlend erklärte: "Wir haben's raus! Da war ein Schlauch, bei dem wir nie wussten, was der sollte! Jetzt wissen wir's - und der war es!" Die Lösung hatten sie übrigens aus dem Internet, wenn ich mich richtig erinnere...
Aber irgendwann hatte auch der Wagen seine Zeit erlebt - und dank eines glücklichen Zufalls konnte ich auf Skoda Octavia umsteigen. Und das ist ein Auto, auf das ich nichts kommen lasse! Zuverlässig, sparsam und ein Raumwunder. Ich habe zwar die Limousinen-Version, aber der Kofferraum ist dennoch sooooo riesig... Ob ihr mir es jetzt glaubt oder nicht: Da passen zwei komplette Biertischgarnituren rein - und wenn der Beifahrersitz noch einen (!) Zentimeter weiter nach vorne gehen würde, dann wäre die Kofferraumklappe komplett zugegangen. So was habe ich noch nicht bei einer Limousine erlebt. Dass er zudem noch sehr gut aussieht, jedenfalls in meinen Augen, kommt noch dazu...
Ja, so waren meine Autos bis jetzt. Und wie bin ich heute darauf gekommen? Wegen eines Autos an der Kreuzung. Es war ein winziger, schwachmotorisierter, silberfarbener Nissan Micra der ersten Generation. Der sah haargenau aus wie meiner. Kein Wunder, dass da Erinnerungen hoch kamen...
1 Kommentar:
Mein Erster war ein klassischer Audi 80 (Bj.78) in Lindgrün. Kein Con-Auto, denn nach einem Jahr war der erste Renault fällig. Der derzeitige "Modus" ist inzwischen der Vierte in der Reihe. Alle in Varianten von Blau gehalten.
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