Ein Schlüssel-Erlebnis

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und wenn er von diesen Gewohnheiten abweicht, dann kann das manchmal aufregend werden. Diese Erfahrung habe ich heute morgen gemacht, als mir die "Gewohnheit" sozusagen einen Streich spielte und dazu führte, dass ich zur Arbeit, umgehend wieder nach Hause und dann noch einmal zu Arbeit fuhr.

Meine übliche Gewohnheit morgens besteht darin, als letztes das Hoftor abzuschließen, bevor ich zur Arbeit fahre. Das habe ich heute morgen nicht getan, weil Freunde von mir tagsüber in meinen Garten wollten, um Kirschen abzunehmen, daher ließ ich die Hoftür unverschlossen. Statt dessen fiel mir auf, dass ich am Sonntag vergessen hatte, die Sonntagszeitungen aus dem Briefkasten zu holen. Das holte ich dann heute morgen noch schnell nach, damit der Briefkasten nicht verstopft ist, wenn wichtige Post kommt. Und dabei fiel mir ein Supermarktkatalog in die Hände, bei dem ich ernsthaft überlegte, den mit den Zeitungen zusammen weg zu werfen oder noch zu behalten, um nach Sonderangeboten zu suchen. Letztlich entschied ich mich für "Weg damit!", und alles zusammen landete in der Papiertonne.

Als ich dann mein Auto auf dem Parkplatz am Arbeitsort abstellte, abschloss und den Autoschlüssel in die Tasche stecken wollte, bemerkte ich, dass ich bei all den morgendlichen Tätigkeiten, die vom normalen Ablauf abwichen, vergessen hatte, den Briefkasten wieder abzuschließen, den Schlüssel abzuziehen und einzustecken. Ich bin einfach davon abgekommen, weil heute morgen irgendwie alles anders war.

Dumm nur, dass der Briefkastenschlüssel am gleichen Schlüsselring hängt wie der Hausschlüssel und der Hofschlüssel. Und so musste ich dann noch mal nach Hause fahren, meinen Briefkasten abschließen und dann den ganzen Schlüsselbund endlich wirklich einstecken... Bloß gut, dass mein Arbeitsweg nur runde 15 Kilometer hat und nicht mehr 80 wie vor 15 Jahren.