Donnerstag, 28. Juni 2012

Das war's dann

So, das war's dann. Deutschland hat im Halbfinale der Fußball-Europameisterschaft 1 : 2 gegen Italien verloren. Und als ob ich es geahnt hätte, habe ich mich kurzfristig entschlossen, nicht zu Freuden bei so einer Art Public Viewing zu gehen. War eine gute Wahl: Ich hätte mich noch mehr geärgert, wenn ich nach diesem Spiel nun auch noch einen längeren Weg nach Hause hätte gehen müssen, anstatt mich einfach nur ins Bett zu legen. Ist sowieso etwas Besonderes, dass ich das Spiel überhaupt gesehen habe.

Aber ehrlich: Irgendwie habe ich es wirklich geahnt. Nach dem Spiel gegen Griechenland, das Deutschland zwar souverän gewonnen hat, dafür aber zwei ziemlich überflüssige Tore kassierte, glaube ich eine Schwäche der deutschen Mannschaft erkannt zu haben. Fehler, die hinten in der Abwehr gemacht werden, können wir nur selten wieder gutmachen. Und meiner Meinung nach war es gegen Italien auch so. Wirklich Spiel bestimmend waren sie nie, und viele und gute Chancen hatten die Italiener auch nicht - aber die haben sie genutzt. Deutschland glaube ich zwölf Ecken, Italien keine. Italien vier gelbe Karten, Deutschland eine (unverdient, meiner Meinung nach). Und Tore? Italien 2, Deutschland 1 (und das auch noch Elfmeter...). Dafür wurde die Serie fortgesetzt: Wir können gegen Italien in einem großen Turnier nicht gewinnen.

Na gut - wenigstens müssen wir uns jetzt keine Kopf mehr machen, ob Angela Merkel zum Endspiel nach Kiew fahren sollte oder nicht. Ich muss sie mir auch nicht beim Jubeln anschauen (Gottseidank). Oder um es mit den Worten eines Freundes zu sagen, mit dem ich während des Spieles gechattet habe: "Hat der Spuk wenigstens ein Ende." (Übrigens: Ich höre aus der Umgebung jetzt gerade keine Vuvuzelas und kein Feuerwerk, wie nach dem Griechenland-Spiel. Ich höre keinen Autokorso und Freudengesänge. Glücklicherweise höre ich auch kein Schluchzen und Weinen...)

Nein, Scherz beiseite. Die deutsche Mannschaft hat eigentlich ganz gut gespielt, aber eben nicht gut genug. Sicherlich hat Jogi Löw mit seiner Erstbesetzung heute auch daneben gelegen, aber hinterher ist man immer schlauer. Ich war überrascht über Klose, der so sehr gekämpft hat, wie ich es nicht von ihm erwartet hatte, und ich war enttäuscht von Schweinsteiger und Lahm, die mich heute nicht im mindesten überzeugten. Reus hätte viel früher kommen müssen, Podolski dagegen gar nicht. Aber natürlich habe ich keine Ahnung von Fußball. Ich quatsch nur dummes Zeug und weiß alles besser wie alle anderen 20 Millionen besseren Bundestrainer auch.

Dennoch hat mir diese EM eine epochale Erkenntnis gebracht. Natürlich wurde darüber auch auf Arbeit gefachsimpelt (ich finde es immer interessant, wie sehr die Zahl der Fußballexperten während eines internationalen Fußballturniers ansteigt. Auf einmal hat jeder Ahnung). Und heute wurde mir und meinen Kollegen da die tiefste, innerste, überraschendste und unwiderlegbarste Weisheit des Fußballs offenbart. Es geschah in der Raucherpause, wir standen zusammen und tauschten unsere Meinungen und unser Wissen und unser Besserwissen über Fußball aus, als einer der Anwesenden auf einmal ganz trocken bemerkte: "Das Problem ist der Gegner."

So recht hatte wohl noch kein Fußballexperte.

1 Kommentar:

RoM hat gesagt…

Tja und wenn dieser Gegner dann auch noch selber Fußball spielt wird es brenzlig :-)

Weil man/frau mich mit Sport-Events zu jagen vermag, ging auch diese Balltreterei wiederum unbeachtet an mir vorbei. Da reizt mich aber absolut überhaupt nichts...

Die deutschen Wimpeln & Außenspiegel-Kondome werden demnach auch schnell wieder verschwunden sein.

Ruhmlose Rückreise, alles hinter Blick dichten Sonnenbrillen versteckt und auf dem schnellsten Weg zum Auto. Erhellend ist dann, wenn Kids mit Autogrammwünschen ignoriert werden!
Schönwetter Kicker - dabei sind das die aufrichtigen Fans. Nicht die, die jubeln, weil es gerade angesagt ist.