Donnerstag, 8. März 2012

"South Park" - Viel zu böse

Trey Parker und Matt Stone, ihres Zeichens die "kreativen" Köpfe hinter der Anarcho-Zeichentrickserie "South Park", kann man nun wirklich nicht gerade als Feingeister bezeichnen. Im Gegenteil: Wenn's richtig derbe und böse wird, dann gähnen die beiden und denken sich: "Na gut, dann fangen wir mal an" und setzen dann noch richtig eins drauf. Außerdem müssen sie George Lucas und Steven Spielberg hassen. Das zusammen mit der ihnen gegebenen Möglichkeit, in ihrer Serie fast nach Belieben schalten und walten zu können, ist eine gefährliche und üble Mischung, wie ich gestern erfahren durfte.

Ich blieb nämlich beim Fernsehgucken bei "South Park" hängen, wo die Folge "Das China-Problem" lief. Die ist zwar schon aus 2008, ich sah sie aber trotzdem zum ersten Mal. In der geht es zum einen darum, dass Eric Cartman einen blutigen Rachefeldzug gegen in die USA eingewanderte Chinesen startet, während die anderen Burschen nach einem Kinobesuch völlig traumatisiert sind. So nach und nach schält sich heraus, dass sie "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" gesehen hatten, und der führte bei ihnen zu folgender Erkenntnis: George Lucas und Steven Spielberg haben Indiana Jones vergewaltigt. Und für den, der die Folge nicht gesehen hat oder kennt: Das ist wörtlich gemeint! In mehrere Szenen wird recht explizit gezeigt, wie Lucas und Spielberg Indiana Jones vergewaltigen! Die Folge endet damit, dass Das FBI Lucas und Spielberg verhaften, als Lucas, angefeuert von Spielberg, einen Stormtrooper von hinten nimmt...

Die Folge wirft für mich die Frage auf, wie weit Satire gehen darf. Parker und Stone sind keine Chorknaben, und "South Park" wimmelt von Szenen, in den der gute Geschmack bildlich gesprochen mit einer Rakete aus dem Sonnensystem befördert wird. Manchmal ist es ja durchaus auch sehr ironisch, wenn ich zum Beispiel an die Scientology-Folge denke, in der sich Tom Cruise heulend in einem Wandschrank versteckt (übrigens habe ich in dieser Folge gelernt, woran Scientologen wirklich glauben - was da gezeigt wird, stimmt nämlich!). Anderes kommt deutlich derber daher, aber damit muss man bei "South Park" eben rechnen. Schöngeistige Unterhaltung ist das nun mal nicht. Aber das gestern...

Wenn man prominent ist, muss man damit leben, dass man zitiert, parodiert, kritisiert und persifliert wird. Lucas und Spielberg machen da keine Ausnahme. Aber die beiden als Vergewaltiger zu stigmatisieren, nur weil einem der vierte "Indiana Jones"-Film nicht gefällt und man seine eigene Meinung zur Special Edition von "Star Wars" hat - ich weiß nicht. Peinlich berührt waren auch die Verantwortlichen bei Viacom, der Produktionsfirma, zu der auch Paramount gehört, von denen "Indiana Jones" auf den Markt gebracht wurde. Eingeschritten sind sie nicht, vermutlich weil sie sich nicht dem Ruch der Zensur ausgesetzt sehen wollten. Es gibt aber auch Selbstzensur, und die wäre hier meiner Meinung nach angebracht gewesen.

Es spricht für die Größe der beiden Hollywood-Giganten, dass sie sich dagegen nicht zur Wehr setzten. Es spricht aber nicht gerade für Größe bei Parker und Stone, dass sie so unter die Gürtellinie zielten. "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" war auf keinen Fall das Highlight bei Indiana Jones, aber eine Vergewaltigung war es auch nicht - schon gar keine echte.

1 Kommentar:

RoM hat gesagt…

Problematisch bei Schritten über Grenzen ist, daß sich unversehens die Parameter aus den Augen verlieren laßen. Ist die Maxime "immer noch eins drauf", fährt die Karre irgendwann in den Morast.