Der gestrige Abend ist etwas anders verlaufen als vorgesehen. Planmäßig besuchte ich zunächst mit einem Vorstandskollegen vom Karnevalsverein die Geburtstagsfeier eines unserer Mitglieder, um offizielle Glückwünsche zu überbringen. Für mich war es eine leichte Aufgabe, da diese Feier nur fünf Minuten Fußweg von meinem Haus entfernt stattfand. Auf dieser Party traf ich dann auch noch meine gute Freundin Manu, die dort als Chefin vom Haus für den reibungslosen Ablauf sorgte. Und nachdem ich meinen Pflichten nachgekommen war, noch den einen oder anderen Schwatz gehalten hatte und mich dann auch von ihr verabschiedete, meinte sie, ich solle auf dem Heimweg noch mal bei ihrem Mann Ole vorbeischauen, der würde sich bestimmt ebenso freuen wie ihr Freund Pete, den ich auch kenne. Ich sah auf die Uhr - 22.00 Uhr - und fragte, ob sie das Ernst meint. Tat sie, also klingelte ich.
Zu dritt tranken wir noch ein Bier, schwatzten Unsinn und sahen uns Fotos von der großartigen Silvesterfeier an. Dann meinten die beiden, ich solle noch bleiben und mit ihnen den Boxkampf zwischen Wladimir Klitschko und Jean-Marc Mormeck ansehen. Ich ließ mich breitschlagen, obwohl Boxen nicht unbedingt mein Lieblingssport ist. (Was ist Sport daran, wenn sich zwei erwachsene Menschen, von denen einer auch noch Akademiker ist, prügeln anstatt ihre Probleme auszudiskutieren?)
So amüsierten wir uns über die gigantische Show, die vor dem Kampf abläuft, das Getöse, Geblitze und Gelasere, das die Regisseure abfahren. Wir grinsten über Ringsprecher Michael Buffer und das immer mehr zur Schau gestellte Gutmenschen-Image von Klitschko. Und den Kampf - na ja, den haben wir auch gesehen und waren uns schnell einig: Für den geplanten, angekündigten und versprochenen 50. KO im 60. Kampf hat sich Klitschko genau den richtigen Gegner ausgesucht, um dieses Versprechen auch einhalten zu können. Wenn ich mich richtig erinnere, hat er einmal versucht zu schlagen, und Blessuren hatte keiner der beiden. Recht einseitige Angelegenheit also, die nicht wirklich begeistern konnte.
Jedenfalls hatten wir dabei aber auf einmal eine Idee: Würden wir uns von Klitschko auf die Schnauze hauen lassen, wenn wir dafür eine Million Euro bekämen? Ole und Pete wollten nicht, aber ich habe gemeint, ich würd's tun. Die beiden meinten, das tut weh, und ich sagte: "Eine Million Euro!" Darauf sagten sie, dass nach Steuer da nicht mehr viel übrig bleiben würde, und ich sagte: "Ist immer noch genug." Mal ganz ehrlich: Was anderes hat der Mormeck doch auch nicht gemacht: Sich ein paar versemmeln lassen, ein paar markige Sprüche von sich geben und dann die Börse einstreichen und weggehen. Das könnte ich auch - nur dass mir niemand eine Million bieten würde, um mich von Klitschko verhauen zu lassen.
Sollte ich noch erwähnen, dass wir zum Zeitpunkt dieser Diskussion schon ein paar Bierchen mehr zu uns genommen hatten?
1 Kommentar:
Es gibt die These, Sport sei nicht viel mehr als ein Stellvertreterkrieg, den das Publikum führen kann ohne sich selbst die Finger schmutzig zu machen.
Beim US-Wrestling ist man/frau immerhin so ehrlich unausgesprochen zu bejahen, daß alle Kämpfe nur einstudierte Show sind. Die Box-Granden würden sich solch einer Unterstellung heftigst erwehren. Dabei sind Showkämpfe das tägliche Brot der Beteiligten.
Beim Event im TV ist natürlich alles echter Kampf. Wofür Gebühren verbrannt werden.
Kommentar veröffentlichen