Abgesehen von einigen gelegentlichen Nachrichten über Hausdurchsuchungen bei seinen Urlaubs-Spendern sowie von seinen recht infantilen Rechtfertigungs- und Erklärungsversuchen ist es ja recht ruhig um unseren Ex-Bundespräsidenten geworden. Na gut, eigentlich stimmt das ja nicht, wenn ich nur an die Diskussion um seinen Ehrensold denke, sein Büro, seine Sekretärin, seine Bahncard 100, sein "Micky Maus"-Abo, seine Einkaufsgutscheine im ALDI, seine GEZ-Befreiung und was ein ehemaliger Präsi noch so alles bekommt...
Aber heute kam mir Christian Wulff wieder in anderer Hinsicht ins Bewusstsein, und das gleich in vielerlei Hinsicht. Und jedes Mal musste ich schmunzeln. Gleichzeitig stellte ich mir auch jedes Mal eine Frage: Merkt er jetzt endlich, dass seine Einschätzung, er habe alles richtig gemacht, vielleicht doch nicht richtig ist?
Da war zunächst eine Aussage von Altbundeskanzler Helmut Schmidt, einen der wenigen Politiker, die ich wirklich bewundere und achte (ja, ich weiß, er hat auch Mist gebaut, aber trotzdem...). Der watschte Wulff folgendermaßen ab: Er sei schon als Ministerpräsident von Niedersachsen zu jung gewesen, als Bundespräsident sowieso - mit anderen Worten also: Ein grüner Junge, noch feucht hinter den Ohren und recht unreif. Also wenn Schmidt so etwas über mich gesagt hätte, ich würde mich irgendwo verkriechen...
Dann kam's gleich hinterher: Wulff besteht ja nicht nur auf seinen Ehrensold, sondern auch auf den Großen Zapfenstreich (und dann noch mit vier statt der üblichen drei Lieder). Gut, der Bundeswehr wird's egal sein, die können das sicherlich als Sonderdienst oder Ausbildungseinheit abschreiben. Aber so langsam frage ich mich, ob Wulff da mit vielen Leuten stehen wird oder nicht: Eine ganze Menge will nicht kommen, andere hat er erst gar nicht eingeladen (zum Beispiel die Bundestagsfraktionsvorsitzenden), und auch alle anderen vier noch lebenden Ex-Bundespräsidenten (Scheel, Weizsäcker, Herzog und Köhler) haben abgesagt! Interessant, dass auch die nichts mit Wulff zu tun haben wollen.
Passend dazu war dann der Wetterbericht für die nächsten Tage, den ich heute Nachmittag auf "Radio eins" hörte. Da wurde nämlich gefragt, wie das Wetter beim Großen Zapfenstreich von Wulff wäre. Die trockene Antwort lautete: Wulff wird dabei wohl nicht im Regen stehen, zumindest nicht im echten, aber vorher wird der Himmel ganz schön weinen...
Aber die schallendste Ohrfeige für den frischgebackenen Ex-Präsi ist in meinen Auge diese Meldung gewesen: Heute standen im Tagesspiegel die Nominierungen für den Henri-Nannen-Preis, der ja für die besten journalistischen Arbeiten in Deutschland verliehen wird. Eine Auszeichnung, die in der Regel an den SPIEGEL, GEO, die "Welt" und die "Zeit" geht. Nun, 2012 ist zum ersten Mal in der Geschichte des Preises die BILD-Zeitung nominiert worden - für die Enthüllungsstory über Wulffs Privatkredit.
Wie ich finde, sollte das dem Ex-Präsi doch ziemlich peinlich sein...
1 Kommentar:
Ausgerechnet die Vier-Buchstaben in den Ruch des Qualitätsjournalismus zu bringen, ist eigentlich der beste Witz des Tages.
Unser Edel-Pensionär wird sich nach wie vor keiner Schuld bewußt sein. Er lebt in der Blase der Selbstherrlichkeit. Hopfen und Malz verloren.
Und der kommende Gruß-Onkel steht bereits in den Startlöchern - wer braucht dieses inhaltsleere Amt?!, frägt sich der Normalo-Michel.
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