Das ist so ein Datum, das einem leicht entgehen kann. Zum Glück habe ich es noch bemerkt. Heute wäre John Ronald Reuel Tolkien 120 Jahre alt geworden. Der Schöpfer des "Hobbit", des "Herrn der Ringe", des "Silmarillion" wurde am 3. Januar 1892 in Südafrika geboren, kehrte schon als Vierjähriger nach England zurück, wuchs dort auf, lernte alte Sprachen kennen und sprechen, kämpfte im Ersten Weltkrieg, schrieb am "Oxford English Dictionary" mit und schenkte der Welt schließlich mit den erwähnten Büchern einige Werke, die - so behaupte ich jetzt ganz einfach mal - bis auf den heutigen Tag ihresgleichen suchen. Jedenfalls fällt mir kein sechzig bzw. siebzig Jahre altes Buch ein, das sich heute immer noch gut verkauft, das bei Fans so geliebt und verehrt wird und dessen Verfilmungen so sehnsüchtig erwartet wurden und werden wie der "Herr der Ringe" oder der "Hobbit".
Ich bin nun sicher kein Tolkien-Experte, aber ich habe mich doch etwas mit seinen Büchern und ihrer Entstehung beschäftigt. Und das, noch bevor der Hype dank der Peter-Jackson-Verfilmung ausbrach und es auf einmal besonders schick war, das Buch zu haben. Ich betone "haben", denn viele Leute, die ich kenne und die sich das Buch kauften, nachdem sie den Film gesehen hatten, zogen lange Gesichter und fanden es langweilig. Ich nicht. Ich habe den "Hobbit", den "Herrn der Ringe" und das "Silmarillion" bereits vorher gelesen und fand sie toll. Und darauf - nennt mich eitel, aber so ist es eben - bilde ich mir sogar etwas ein (es war schon immer etwas besonderes, einem Trend anzugehören, bevor es ein Trend wurde...).
Tolkiens Werk ist deshalb so faszinierend, weil es sich eigentlich jedem Regelwerk zum Schreiben eines guten Buches entzieht. Dazu muss man zweierlei Sachen wissen: Erstens basieren seine Bücher auf Ideen, Notizen und Konzepten, die teilweise bis ins Jahr 1916 (oder noch länger) zurück reichen und ständig überarbeitet wurden, bis sie 1945 und noch später veröffentlicht wurden; und zweitens wollte Tolkien eigentlich nichts in dieser Form veröffentlichen (mit Ausnahme des "Hobbits" - zu allen anderen Büchern musste er regelrecht überredet werden, schrieb sie dann aber so, wie ER es wollte und nicht wie die Lektoren). Speziell der erste Punkt macht sein Gesamtwerk so fürchterlich faszinierend für mich.
Auf praktisch jeder Seite atmet nämlich der "Herr der Ringe" den Geist eines viel größeren Universums aus, was ja auch stimmt. Tolkien hatte alles genau überlegt und ausgedacht, ganze Sprachen, komplette Geschichten, Stammbäume und vieles anderes mehr erarbeitet. All das ist die Basis des "Herr der Ringe" - die Tolkien aber nie erklärte. Warum auch? Warum muss man etwas erklären, was offensichtlich ist? Noldor, Morgoth, Gondolin, Beleriand... Tolkien wusste genau, was er da im Nebensatz erwähnte, er hatte alles genau vor seinem geistigen Auge.
Aber sonst niemand! Ich auch nicht, jedenfalls bis ich das "Silmarillion" las und etwas später noch das "Buch der verschollenen Geschichte". Und das ist für mich das große Geheimnis des "Herrn der Ringe": Eine spannende und fantastische Geschichte aus einer noch fantastischeren Welt, die dem Leser ein Geheimnis bleibt, aber ganz natürlich und beiläufig so beschrieben wird, als wäre sie real! Und in gewisser Weise war sie das auch - jedenfalls für Tolkien.
Ich lese ihn jedes Jahr immer wieder. Und es ist für mich seltsamerweise jedes Mal ein neues Erlebnis. Er wird nie langweilig; seine Bücher haben so unendlich viele Details, die man immer wieder neu entdecken kann...
Happy Birthday, J.R.R. Tolkien. Ohne dich wäre die Welt nicht so fantasievoll.
3 Kommentare:
Ja, Tolkien hat da einige literarische Klassiker geschrieben, die zudem über den angelsächsischen Sprachraum hinaus wirken. Ähnlich wie bei den Werken von Jane Austin, Arthur Conan Doyle oder den Schwestern Bronte. Lese ich immer wieder gern.
Upps, da ist mir doch glatt der beliebte Flüchtigkeitsfehler passiert, Miss Austen mit einem "i" zu schreiben...
1961 wurde Tolkien der Nobel-Preis verweigert, weil seine Sprache nicht literarisch bedeutend genug sei - es bleibt eher zu vermuten, daß die Herren Bedenken gegen das Genre hatten
Kommentar veröffentlichen