Anlass für das Google-Doodle ist übrigens der 60. Jahrestag des Erscheinens von Stanislaw Lems erstem Roman "Astronauci" oder, wie ich ihn kenne, "Der Planet des Todes". Es kam 1951 heraus, und auch wenn ich ihn natürlich erst viel später gelesen habe, ist das doch eine meine ersten Erfahrungen mit Science-Fiction-Literatur. Ich muss es etwa als sehr junger Teenie gelesen haben und fand es durchaus spannend. Später dann ging es mir wie Lem selbst. Der bezeichnete das Werk später als naiv. Dennoch kann ich ohne Einschränkung sagen, dass dieses Buch einer Gründe war und ist, warum ich heute noch Science Fiction liebe. (Übrigens: was Naivität angeht, kann die Verfilmung des Buches, der 1960 entstandene DEFA-Film "Der schweigende Stern", das alles noch um Größenordnungen übertreffen. Aber ich sehe ihn trotzdem immer wieder gern...).
Andere Werke von Lem liebe ich heute mehr. Ich bin ein Fan seiner "Pirx"-Geschichten, die von einer seltenen Nüchternheit und Realitätsliebe erfüllt waren. Pirx war ja eher ein Weltraum-Arbeiter anstelle eines Abenteurers; dieser Kosmos gefiel mir wegen seiner Unaufgeregtheit. Damit meine ich nicht, dass die Geschichten langweilig und unspektakulär waren oder sind, ganz im Gegenteil. Vielmehr war die Erzählweise sehr gelungen. Pirx erlebte natürlich auch Abenteuer, aber er suchte sie nicht, sondern sie fielen ihm in den Schoß, ohne dass er es eigentlich wollte. Ist schwer zu beschreiben... Auch Ijon Tichy gefiel mir sehr gut, nicht so dagegen die ZDF-Verfilmung. Der Grund ist einfach: Tichy war skurril und lustig, hatte aber auch einen sehr philosophischen und unterschwellig gesellschaftskritischen Anspruch. Der fehlt mir in der Verfilmung. (Ich erinnere mich an eine Geschichte, in der ein gealterter Tichy über die moderne Zeit schwadroniert. Da fiel das Lachen oft schwer, weil ich mir immer wieder gesagt habe: Mensch, genauso ist es heute doch auch - und das ist nicht gut so.)
Im Alter wurde Lem ja dann zum Philosophen, der nicht unbedingt die beste Meinung von seinen Mitmenschen und der Gesellschaft hatte. Von daher wurde es sehr schwer, ihn beim Lesen noch zu genießen. "Schwere Kost", wie es in einer bekannten Fernsehwerbung heißt... Er selbst hat sich übrigens nie als Sci-Fi-Autoren gesehen, sondern eben als Philosophen, dessen Geschichten zufällig im Weltraum oder der Zukunft spielen. Wie sehr das andere inspiriert hat, kann man an unzähligen Verweisen auf seine Arbeit sehen, selbst in der Serie "Futurama".
Und seine eigene Meinung zum Genre, die legte er einmal selbstironisch seinem Helden Pirx in den Mund, der in einer Erzählung sagte: "Utopische Bücher? Doch, die mag ich, aber nur schlechte."
2 Kommentare:
Ion Tichy betrachte ich in dieser Interpretation weniger in der Tradition von Lem, als eher in der eines Douglas Adams. Unser "Held von Kosmos" ist eine Verbeugung vor Arthur Dent. Zudem, SCIENCE FICTION als deutsche Produktion im Öffentlich Rechtlichen! Das ist so anerkennenswert wie ein SF-Kinofilm aus der Schweiz.
RoM
Das mag man ja interpretieren, wie man will, aber ich mag es eben einfach nicht! Ganz einfach, weil es eben genug Tichy-Geschichten gibt, wo einem das Lachen buchstäblich im Halse stecken bleibt oder wo man sich auch gruseln kann (echt gruseln). Und daraus so etwas zu machen... Nein, das ist nichts.
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