Donnerstag, 10. November 2011

Gibt es wirklich nichts Wichtigeres?

Aus bekannten Gründen habe ich eine etwas wohlmeinendere Einstellung zur Arbeit von Parlamentariern jeglicher Couleur. Immerhin müssen sich die Leute mit vielen Dingen beschäftigen, die der breiten Volksmasse nicht immer gleich einen Sinn machen. Und der Sinn von vielem, was sie so tun, erschließt sich dem Laien ohnehin nicht gleich auf den ersten, zweiten oder gar dritten Blick. Aber was ich heute gelesen habe, da musste sogar ich sagen: Die Armen, die haben doch nun wirklich besseres zu tun...

Schauplatz Niemegk (für Ortsunkundige: ein kleines nettes Städtchen circa 90 Kilometer südwestlich von Berlin direkt an der A9). Dort haben sich die Abgeordneten in der Stadtverordnetenversammlung mit einem mehr als seltsamen Antrag zu beschäftigen. An sich etwas durchaus Ehrenwertes: Es geht nämlich um die Rehabilitierung einer zu Unrecht beschuldigten und verurteilten Bürgerin der Stadt. Das seltsame an dem Fall: Er ereignete sich vor 350 (!) Jahren, als die Frau der Hexerei beschuldigt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Als ob das nicht schon seltsam genug wäre, diskutieren die Abgeordneten der Stadt wirklich ernsthaft darüber. Und zwar nicht, ob sie es machen sollten oder nicht, sondern ob sie zuständig sind oder nicht!

Versteht mich richtig: Ich finde es aller Ehren wert, wenn heutzutage die Schuld unserer Vorfahren anerkannt und ihre Unrechturteile als solche auch benannt werden. Aber die Tatsache, dass demokratisch gewählte Volksvertreter, die - das weiß ich aus eigenem Erleben - wirklich deutlich wichtigere Sachen zu erledigen haben, sich um diese Frage einen solchen Kopf machen, die finde sogar ich, der ich bei derartigen Angelegenheiten relativ gleichmütig bin, mehr als eigenartig.

Wenn das Dinge sind, um die sich Parlamentarier im Jahre 2011 den Kopf zerbrechen müssen, dann scheint es uns ja doch sehr viel besser zu gehen als man glauben könnte...

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