Manfred Müller |
Ich habe Manfred - auch wenn das Bild etwas anderes vermuten lässt - als einen sehr netten, engagierten und witzigen, aber auch streitbaren Menschen in Erinnerung. Er weiß es vielleicht nicht mehr, aber ich kann mich noch gut an unsere Treffen in seiner Kölner Wohnung auf der Domplatte in Sichtweite des Doms erinnern. Bei diesen Treffen habe ich das "Kölsch" kennen und schätzen gelernt: Wenn man zu dritt an einem Abend einen Kasten Kölsch leert, und einer der drei trinkt kein Bier im weitesten Sinne, und man ist erstens am selben Abend richtig gut drauf und zweitens am nächsten Morgen auch noch, dann finde zumindest ich, dass "Kölsch" ein gutes Party-Bier ist (so lange es nicht in den Reagenzgläsern serviert wird, die nach einmal Nippen schon leer sind). Ich erinnere mich auch noch an den Apple Macintosh 128 (mit Disketten-Laufwerk und 9-Zoll-Monitor, der außer schwarz und weiß nur noch zwei Graustufen darstellen konnte), an dem Manfred seinerzeit - es war in den 90er Jahren - den Fandom-Observer gestaltete. Das Ergebnis war entgegen der jetzt vielleicht aufkommenden Meinung exzellent. Und ich erinnere mich gut an die Leidenschaft, mit der Manfred für sich oder andere stritt, wenn er sich oder die anderen ungerecht oder unsachlich behandelt fühlte: Scharfzüngig, pointiert, mit Verve und wenn angebracht auch mal drastisch (vielleicht irre ich mich jetzt wirklich, aber ich meine mich eines offenen Brief zu entsinnen, in dem er seinem Konterpart, der seine Intelligenz und Bildungsgrad anzweifelte, ein "Leck mich am Arsch" auf Latein entgegen schleuderte). Das tut er, soweit ich es überblicke, heute noch. Um es mit einem recht bekannten Berliner Politiker zu sagen: "Und das ist auch gut so!"
Im Übrigen fragte Manfred in seinem Eintrag im FO etwas ungläubig, wie es der Karneval in die märkische Provinz (ich lebe mittlerweile nicht mehr in Magdeburg) geschafft hat. Ich versprach ihm eine Antwort in meinem Blog, und hier ist sie.
Karneval in Brandenburg ist nichts ungewöhnliches, wenn man sich vor Augen führt, dass die Mark Brandenburg den Kern des alten Preußens bildete. Schon Friedrich II. holte um 1740 jede Menge Ausländer in das platte und dünn besiedelte Land, darunter auch viele Rheinländer. Und als nach den Napoleonischen Kriegen das Rheinland auf dem Wiener Kongress 1815 Preußen zugesprochen wurde, folgte ein weiterer reger Zulauf nach Brandenburg und Berlin. Diese zugezogenen Rheinländer prägten den Mummenschanz, Maskenbällen und Kostümfesten, die es davor auch schon gegeben hat, ihren Stempel auf. Umgekehrt war das übrigens auch so. Zum Beispiel geht die Narrenkappe des Kölner Karnevals auf einen preußischen Offizier zurück. Der hatte den Kölner Vereinen vorgeschlagen, dass alle bei ihren Festen gleich aussehende Kappen tragen sollten, um sofort alle diejenigen zu erkennen, die sich nur eingeschlichen hatten.
Jedenfalls gehen viele Karnevalsvereine aus dem Osten auf solche Traditionen zurück, hatten jedoch vor 1990 auch einen anderen Anspruch: Hier konnten Feste und Feiern organisiert werden, ohne dass die Staatsmacht überall den Finger drauf hatte. Der Verein, in dem ich bin, begann tatsächlich zunächst als "Siedlerfasching" und wurde dann zu einem Klub (Vereine mussten sich in der DDR staatlicher Kontrolle unterziehen). Und weil so eine Nische entstand, die relativ frei war, konnten die Karnevalisten hier auch mal etwas freier vom Leder ziehen, ohne dass es sofort am nächsten Tag zum Rapport ging (Tatsächlich hatten viele Kulturfunktionäre anno dazumal die durchaus lobenswerte Einstellung, dass sie oft sagten: "Ach lass sie doch...").
Ich im Ornat (© Erik Nagel) |
2 Kommentare:
Fragt sich nur, wer hier wen lobt … :-)
Vielen Dank für den Aufschluß! Ich darf eine Korrektur anbringen: besagter Macintosh-Computer war ein Macintosh Plus, Baujahr 1987, mit 1 MB RAM (später 4), 20 MB externer Festplatte und einem 9-Zoll-Bildschirm mit 1 Bit Farbe. Abenteuerlich.
Ich kann übrigens kein Latein. Aber ich erinnere mich an einen bornierten Leserbriefschreiber, der ständig um den heißen Brei herumredete, anstatt Roß und Reiter zu benennen (was er nicht konnte, weil er sich verrannt hatte). Er rechtfertigte sich damit, daß schon Cicero das Um-den-heißen-Brei-herumreden zum rhetorischen Mittel erhoben habe – die Relevanz von Rhetoren, die schon 2.000 Jahre lang tot sind, finde ich jedoch eher bescheiden …
Apropos Erinnerung: Ich erinnere mich auch noch an einen Con in Burg bei Magdeburg und meine erste Begegnung mit Burger Knäcke und Halloren-Kugeln - heute ist der Osten Teil meines Alltags, damals war das fast eine exotische Erfahrung … :-)
Hmm... da habe ich dann wohl doch was durcheinander gebracht. Hätte schwören können, dass der Satz "... in einem Brief von dir habe ich mehr Latein gelernt als in Jahren Asterix-Studium und (katholischem?) Gymnasium zusammen..." oder so... Wie lange ist das her? 15 Jahre?
Aber schön, dass du dich noch an den Con erinnerst. Es gab da ein sehr interessantes Live-Rollenspiel, dass für mich mit dem Tode endete (ich verblutete bei dem Versuch, das Bier von einer auf dem Asphalt zerschellten Bierflasche aufzulecken)...
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