Sonntag, 19. August 2012

Woran man alles denken muss...

Das Internet ist ja zu einer nahezu unerschöpflichen Informationsquelle geworden. Der große Vorteil am Net liegt dabei auch darin, dass man Informationen nicht nur suchen und finden, sondern auch einstellen und veröffentlichen kann. Genau das tue ich ja auch hier, indem ich euch in meinem Blog an vielen Gedanken, Erlebnissen und ab und zu auch an Wissen von mir teilhaben lassen. Allerdings kann das manchmal problematisch werden, und gelegentlich sogar idiotisch, wie ich eben erfuhr.

Zu den vielen Dingen, die man im Internet finden kann, gehören auch Kochrezepte. Ich suche da auch hin und wieder mal was, und ich gebe zu, dass ich sogar schon einmal daran gedacht habe, selber eines oder mehrere zu veröffentlichen. Nach dem, was ich eben gerade hier im Netz gelesen habe, werde ich das aber unterlassen. Sollte ich nämlich mal in meinem Blog beschreiben, wie ich mir ein Spiegelei brate, würde ich riskieren, abgemahnt zu werden, denn: Ein Spiegeleirezept kann urheberrechtlich geschützt sein.

Bescheuert? Sicherlich. Es gibt jedoch eine Internetseite, deren Verfasser, ein offenbar sehr cleveres Ehepaar, nicht nur durch die Veröffentlichung von Rezepten - die sie anscheinend auch gelegentlich von ihrem eigenen Forum und deren Benutzern abkupfern - Geld verdienen, sondern auch damit, gegen Leute rechtlich vorzugehen und sie abzumahnen, wenn diese Fotos der veröffentlichten Speisen auf ihren eigenen Seiten verwenden oder die Rezepte weiter veröffentlichen. Gegen das erstere ist nun erst mal nichts einzuwenden: Wenn ich ein Foto mache, dann ist das mein Eigentum, ob ich nun Lady Gaga, eine Leberwurststulle oder den Absturz der Raumfähre Columbia fotografiere. Wenn sich dann ein anderer mit meinen Federn schmückt, dann kann ich dagegen natürlich vorgehen, wobei es sich bei einem Foto der Leberwurststulle sicherlich etwas bekloppt anfühlt.

Aber bei Rezepten??

Es gibt, um bei dem Beispiel zu bleiben, nur wenige Variationen, ein Spiegelei zu braten (ich schreibe sie lieber nicht, ich will nicht abgemahnt werden). Keine davon ist meine Erfindung oder die irgendeines lebenden Menschen. Nicht mal die Wikipedia weiß, seit wann es Spiegeleier gibt, sondern nur, dass sie etwa seit dem 18. Jahrhundert so heißen. Insofern halte ich es für eine Frechheit, überhaupt jemanden für ein Spiegeleirezept abzumahnen. Aber nein, die Verfasser der Internetseite legen das anders aus: Sie hätten alle diese Rezepte selbst ausprobiert und und die Texte dafür selber verfasst, sodass also der Text - nicht etwa das Rezept - ihr geistiges Eigentum sei und abschreiben oder kopieren dieses Textes daher ja wohl eine Unerhörtheit sei, gegen die man sich wehren darf.

Dass sie selber auch abschreiben - im Falle "Spiegelei" zum Beispiel aus der Wikipedia - verschweigen sie...

Aber sei es drum: das Problem besteht nun darin, dass man im Netz nicht mal mehr ein Rezept für ein Spiegelei oder eine Leberwurststulle oder Pommes Frites oder eine Nudelsuppe veröffentlichen kann, ohne damit rechnen zu müssen, von jemanden angepisst zu werden, der vor Jahren mal auch geschrieben hat, wie er ein Spiegelei brät oder eine Leberwurststulle schmiert. Da bleiben einem nur noch zwei Möglichkeiten.

Entweder man veröffentlicht seine Rezepte in einer völlig neuen und unerwarteten Form, zum Beispiel als Haiku oder in Hexadezimalcode oder auf Klingonisch. Oder man benutzt die "McGyver"-Methode: Man lässt etwas wichtiges einfach weg, womit auch gleich das Problem des "illegalen" Rezeptekopierens gelöst ist.

Man kriegt dann allerdings Schwierigkeiten, wenn sich die Leichen häufen, die ein solches "halbgares" Rezept ohne nachzudenken nachkochen...

2 Kommentare:

Steve Wagner hat gesagt…

Das ist ja noch Harmlos wenn das Leistungsschutzrecht tatsächlich durchkommen würde.

RoM hat gesagt…

Die philosophische Einstellung dahinter lief früher unter Raubrittertum, Strauchdieberei - je nach der Stellung.
Übrigens ist das vor Monaten gegen die parlamentarische Wand gefahrene Schutzabkommen mit neuem Namen, altem Inhalt, wieder in der Eurobürokratie unterwegs.
Wir haben hoffentlich alle die Lizensrechte auf unsere Vornamen...