Dienstag, 21. August 2012

Hitze-Frust und Sommer-Lust

Ich liebe den Sommer. Die Sonne scheint, es ist warm - einfach herrlich. Gestern war es aber dann doch zu viel. Das Problem bestand für mich vor allem im "Dress-Code". Soll heißen, wenn ich auf Arbeit oder beruflich unterwegs bin, kann ich nicht einfach Shorts und luftiges T-Shirt tragen. Nein, im Regelfall ist Anzug angesagt. Und wenn man's ganz förmlich nimmt - und das erwartet man von mir oft - dann muss es sogar ein langärmliges Hemd sein, von Krawatte ganz zu schweigen. Nun, gestern war ich wieder in Potsdam unterwegs, und aus diesem Grunde konnte ich mir ein paar Abweichungen vom Code leisten. Soll heißen, die Krawatte fiel weg und das Hemd hatte kurze Ärmel. Aber lange Hose, feste Schuhe und Jackett - das gehört einfach dazu.

Und dann diese Temperaturen gestern, deutlich jenseits der 30 Grad Celsius, näher an 40, und ich mitten in Potsdam. Früh ging es noch, aber ab elf Uhr etwa wurde es immer unerträglicher. Und als ich gegen 15.00 Uhr die Heimreise antrat, war für mich die Grenze des Angenehmen um ein Vielfaches überschritten.

Zudem hatte ich meinen Vorsatz wahr gemacht, öffentliche Verkehrsmittel für den Weg nach Potsdam und zurück zu nutzen. Das ist an sich sehr angenehm: Keinen Stress beim Fahren, das Umsteigen ist einfach, dauert etwa genau so lange wie die Autofahrt, und die letzte Haltestelle ist praktisch direkt vor meinem Ziel. Gelegentlich muss man aber an Haltestellen oder auf Bahnhöfen auf den Anschluss warten - und das gestaltete sich gestern zur Qual. Besonders fürchterlich war es, wenn man aus den klimatisierten Zügen - die gibt es wirklich! - auf den brütend heißen Bahnsteig und dort dann zehn oder zwanzig Minuten auf die nächste Bahn warten musste.

Der Negativ-Höhepunkt des Tages war erreicht, als ich und alle anderen Reisenden den Zug auf der letzten Fahrt kurz vor meinem Ziel dann verlassen mussten, weil wir in den Schienenersatzverkehr umsteigen mussten. Das muss ich kurz erklären: Dieser Zug ist nur eine kleine Städtebahn, die auf einer einschienigen Trasse verkehrt. Von beiden Endpunkten starten etwa zur gleichen Zeit zwei Züge, die ungefähr genau in der Mitte - und nur da - aneinander vorbeifahren können (da gibt es auf zweihundert Metern zwei Gleise). Und da standen wir, bis wir erfuhren, dass der Gegenzug wegen eines Polizeieinsatzes (was immer sich auch dahinter verbirgt) noch gar nicht abgefahren war und es vorerst auch nicht tun wird. Also beschloss die Bahn in ihrer unendlichen Weisheit, unseren Zug wieder zurück fahren zu lassen, und uns sollte ein Bus in etwa zehn bis fünfzehn Minuten abholen.

Da standen wir nun, an einem kleinen Dorfbahnhof mitten in der Pampa, kein Dach, keine Unterstellmöglichkeit, keine Gaststätte, kein Imbiss, nichts - nur brütende Hitze und drückende Schwüle. Und natürlich dauerten es keine 15, sondern etwa 45 Minuten, ehe der Bus kam. Nach einer halben Stunde behielt ich sicherheitshalber die älteren Mitreisenden genauer im Auge. Ich habe wirklich angefangen, mir Sorgen zu machen. Als der Bus dann endlich ankam, waren wir alle buchstäblich nass geschwitzt.

Allerdings - das will ich nicht verhehlen - hatte der Tag auch seine sehr angenehmen Seite für mich. In meinem Büro habe ich normalerweise nur sehr wenig Publikumsverkehr, und die Straße vor meinem Fenster dort ist recht unbelebt. Das ist bei so einer Bahnfahrt speziell im Berufs- und Pendlerverkehr komplett anders. Ich sah jede Menge Leute, und ich gestehe: Bei dem Sommerwetter speziell die Damen zu beobachten hat schon was.

Ich sah Kleider, die den Begriff "körperbetont" eine besonders intensive Bedeutung gaben. Ich sah Röcke, die kaum mehr als breite Gürtel waren. Ich sah eine junge Frau, die eine Alibi-Bluse trug: Sie war so durchsichtig, dass sie diese auch hätte weglassen können. Von braun gebrannten Armen, Schultern und Beinen en masse will ich jetzt gar nicht reden.

Bin ich nun ein voyeuristischer Macho? Ich denke nicht. Man konnte gar nicht wegsehen, das gab es überall um mich herum. Und ich geb's gerne zu: Der Anblick machte den Tag mit seiner mörderischen Hitze durchaus erträglicher.

Allerdings kam ich mir auch ziemlich alt vor...

1 Kommentar:

RoM hat gesagt…

Ja, die Reize der Damenwelt...
Es kommt in der Tat darauf an wie man die offenbar(t)e Schönheit zu würdigen versteht. Diskret - nicht verstohlen - in Bewunderung für schlichte Vollkommenheit.
Oder!
"Ugah, Ugah", mit Sabberlatz...
So Mancher hat da schlicht keine Kinderstube auf Lager.

Wie meint Rocket treffend im Schützengraben, "Friss das!"