Mittwoch, 1. August 2012

An Atlans Altar

Rituelles Fleischverbrennen zu Ehren Atlans... (© Erik Nagel)

Es wurde wieder viel gegrillt. Wir haben zusammen gelacht, geredet, geulkt, Spaß gehabt. Wir haben die gemeinsame Zeit genossen, uns mal wieder live zu treffen. Es war wieder ein sehr schöner Con... Aber warum eigentlich Con? Nun, man muss sicherlich die Tradition wahren, und wenn sich Science-Fiction-Fans treffen, dann heißt das nun mal "Con". Und so fand am vergangenen Wochenende der ACD-Jahrescon 2012 statt, und es war für mich wieder einmal ein wunderbares Wochenende. Aber der Reihe nach.

Ich hatte mich ja im vergangenen Jahr beim damaligen Con breit schlagen lassen, die Veranstaltung in diesem Jahr auszurichten. Wie es dazu gekommen ist, kann man hier noch mal nachlesen. Nun, so nach und nach stellte ich fest, dass da doch einiges an Arbeit und Vorbereitung dran hängt. Aber letztlich habe ich es doch geschafft und auch einen Veranstaltungsort gefunden, der mehr als geeignet war, wie mir meine Freunde am Wochenende immer wieder bestätigten. Dass am gleichen Wochenende auch noch ein Dorffest stattfand - und wir also kulturelle Unterhaltung bis in den frühen Morgen hatten - tat der Sache keinen Abbruch, im Gegenteil. Ich erhielt viel Lob, weil ich sogar zwei Bands und einen Rummel für den Con organisiert hatte, oder so ähnlich...


Der Con-Ort in Strodehne. (© Erik Nagel)
Das Haus bot uns aber wirklich alles, was wir brauchten: Genügend Betten, eine gut ausgerüstete Küche, Gartentische und Stühle, einen ordentlichen Grill, Aufenthaltsräume und anderes mehr, um ein bissel Programm im Inneren wie auch im Äußeren durchzuführen. Es hätten sogar drei mal so viele Besucher kommen können, und es hätte immer noch jeder ein eigenes Bett gehabt. Gewitzt durch Erfahrungen der vergangenen Jahre kaufte ich im Vorfeld auch noch ein paar zusätzliche Grillzangen, da diese nie ausgereicht hatten - nur um dann festzustellen, dass im Haus mehrere dieser Geräte bereit lagen. So kann ich nun für mich den Ruf in Anspruch nehmen, den ersten ACD-Con ausgerichtet zu haben, bei dem es genug Grillzangen gab.

Die Flagge ist gehisst. (© Erik Nagel)
Dagegen hatte mein Con ein ganz anderes Problem. Er fand sozusagen in der Pampa statt, ziemlich abgelegen und versteckt. Zwar fanden alle Besucher den Weg dorthin - aber sie brauchten Zeit. Mein Freund KDL zum Beispiel, der mir bei der Durchführung half, kam aufgrund des Verkehrs und anderer Widrigkeiten so spät, dass ich alle Dinge, die wir für das Wochenende so brauchten, schon allein ins Haus getragen hatte: Zehn Getränkekisten, Lebensmittel, Computer, Beamer, drei Säcke Holzkohle und so weiter. Bei drückenden 30 Grad Celsius war ich richtig fertig, als KDL dann auf den Hof gefahren kam. Andere kamen noch später, selbst bei recht kurzen Wegen. Achim, der aus Richtung Hamburg anreiste, wusste von unzähligen Baustellen zu berichten, die buchstäblich jede Verbindungsstraße zwischen der Autobahn und dem Con-Ort übersäten.

Aber irgendwann waren sie dann alle da. Und dann hing die ACD-Flagge, die es seit dem vergangenen Jahr gibt, und wir sangen die Atlan-Hymne - und ernteten verwunderte Blicke der Einheimischen, die auf dem benachbarten Kirchanger zu tun hatten - und wir tranken und lachten und schwatzten... und dann wurde Atlans Altar vorbereitet.

Gero und Ernie heizen mal wieder den Grill an... (© Erik Nagel)
... und er brennt. (© Erik Nagel)
Den gemeinen ACDler an sich gibt es nicht. Die Leute sind - abgesehen vom gemeinsamen Hobby, der Huldigung der Romanfigur Atlan auf eine ganz spezielle Weise - so verschieden, wie die Menschen nur sein können. Aber in einem sind sie sich einig: Das gemeinsame lustvolle Verbrennen und anschließende Verspeisen von Lebensmitteln, bevorzugt Fleisch von allen möglichen Tieren zu Lande, zu Wasser und der Luft, aber auch Gemüse und anderen Grünkram, gehört zu ihren angeborenen Fähigkeiten. Darin haben wir es schon zu einer gewissen Meisterschaft gebracht. Nicht einmal ein plötzlicher Platzregen, der uns am Samstag überraschte, kann den ACDler vom Schmoren und Brutzeln abbringen. Wenn der Grill erst mal glüht, dann glüht er, und den Grillmeister schützt zur Not ein Schirm vor dem feuchten Element von oben.

Natürlich haben wir uns auch wieder mal sportlich betätigt, soll heißen, das obligatorische Fußballturnier durchgeführt. Turnier ist übertrieben - es gab zwei Mannschaften a drei Spieler, die zwei mal fünf Minuten gegeneinander antraten. Und weil das Spielfeld, sagen wir mal, nicht unbedingt internationalen Standards entsprach - oder anders gesagt, wir einen Weg finden mussten, die vorhandene stinknormale Wiese auszunutzen, ohne Spielfeldbegrenzungen oder gar Tore zu haben - passten wir zum wiederholten Male die Regeln den Gegebenheiten an bzw. definierten sie wieder Mal neu. Einen Gartentisch stellten wir als Tor in die Mitte des Feldes, und beide Mannschaften spielten nun auf dieses eine Tor, wobei die eine Mannschaft von der einen Seite für einen Treffer schießen musste und die andere eben umgekehrt. Es freute mich, dass wir auch mit diesen Regeln zwar einen Sieger, aber keinen Verletzten hatten.

Eine andere großartige Tradition bei diesen Treffen sind die Versteigerungen, die zur Unterstützung des Veranstalters durchgeführt werden und für die die Besucher ihre Schränke ausräumen und Dinge zur Verfügung stellen, von denen sie sich trennen wollen und können. Seit Jahr und Tag werden die von Achim geleitet, und ich kann mir ehrlich gesagt keinen besseren Auktionator als ihn vorstellen. Er macht das witzig, kitzelt manchmal auch noch ein paar Euro mehr raus - und besonders lustig wird es, wenn er mitbietet. Das hat schon Unterhaltungswert. Und ich habe dieses Mal auch wieder einige gute Sachen abgegriffen - in erster Linie Bücher, aber auch ein paar DVD's und CD's.

Wir alle mal wieder zusammen... (© Erik Nagel)

Es war insgesamt gesehen ein wunderbares Wochenende. Ich hatte viel Spaß und war froh, die Rasselbande mal wieder zu sehen. Der Termin für das nächste Treffen steht auch schon wieder fest, ziemlich genau in einem Jahr, und ich muss es nicht ausrichten. Aber anscheinend bin ich irgendwann wieder dran. Der Conort hat allen Besuchern so gut gefallen, dass sie meinten, da muss ich wieder mal einen machen. Na ja, mal schauen. Ich habe gemerkt, dass so eine Ausrichtung auch seine schlechten Seiten hat. Ich war so damit beschäftigt, zu schauen und aufzupassen, dass alles klappt, das Programm gut läuft, alle Besucher zufrieden sind, dass ich nur ein wenig zum Fotografieren gekommen bin und irgendwie auch nicht so viele detaillierte Erinnerungen habe. Oder noch nicht, vielleicht kommen sie ja noch. Eigentlich erinnere ich mich hauptsächlich an ein tolles Wochenende - aber das reicht ja auch, oder?

Zwei komische Vögel. (© Erik Nagel)
Eines muss ich aber noch erwähnen. Wir hatten von Zeit zu Zeit einen zusätzlichen Besucher beim Con: Eine Nebelkrähe namens "Krax". Von den Nachbarn mit der Hend aufgezogen, war der Vogel nicht nur handzahm, sondern auch extrem neugierig. Einen Besuch beim Essen hatten wir zwar nicht, obwohl uns die Nachbarn davor gewarnt hatten, aber sonst schaute "Krax" öfter mal vorbei, stibitzte Brötchenkrumen, schaute interessiert in Kaffeetassen, zerpflückte Müllsäcke - könnte ja was Interessantes drin sein - und fand unter anderem die Harre von Anne sehr anziehend, sodass sie sich frech auf ihre Schultern setzte und dann in den Haaren herumstocherte. Ich muss gestehen, dass sie mit der Situation sehr gelassen umging. Ich hatte die Idee, "Krax" eine Ehrenmitgliedschaft im ACD anzudrehen, aber das ging dann wohl doch nicht - der Vogel wollte nur was zu essen haben und interessierte sich nicht für Kultur. Höchstens für Esskultur, aber die haben wir selber.

Zum Schluss erfand ich dann noch eine rituelle Floskel, die vermutlich in Zukunft immer am Ende eines Cons gesprochen werden wird. Als ich die Flagge und den Fußball den Ausrichtern des kommenden Jahres überreichte, tat ich es mit den Worten: "Bring das bloß wieder mit, sonst gibt's Ärger!" Treffender hätte ich es kaum sagen können.

1 Kommentar:

RoM hat gesagt…

Na, wenn "Krax" nicht eine Robotsonde aus der unterseeischen Kuppel Atlans war... ;-)