Sonntag, 23. Oktober 2011

Tolles Konzert mit Abi Wallenstein und den Weedwhackers


Gestern Abend war ich mit meinem Freund Ole in Großbeeren zu einem erstklassigen Blueskonzert. Ole hatte mich spontan gefragt, ob ich Lust habe mitzukommen, und ebenso spontan habe ich zugesagt. Es hat sich ehrlich gesagt mehr als gelohnt. Zum einen traten Peter Crow C. and the Weedwhackers - die ich, zumindest in Teilen, schon mal in Milow erlebt habe, zum anderen Abi Wallenstein aus Hamburg - mit anderen Worten: deutscher Blues der Extraklasse. Ich habe es nicht im Mindesten bereut, dafür knapp 100 Kilometer hin und wieder zurück gefahren zu sein.

Das Konzert wurde vom Kulturverein Großbeeren in einem Saal über der Feuerwehr veranstaltet. Offenbar haben die Veranstalter mit weniger Gästen gerechnet, als letztlich da waren. Wir haben etwa 220 Besucher geschätzt, und damit denke ich fünfzig mehr als für den Saal eigentlich gut wären. Es wurde zum Schluss ein buchstäblich heißes Konzert: Die Luft konnte man hacken. Aber egal. Ich fand es schon mal interessant, dass ich mit meinen mittlerweile 40 Jahren deutlich zum jüngeren Bestandteil der Gästeschar gehörte.

Erster Gig waren wie gesagt "Peter Crow C. and the Weedwhackers". Peter Crow C. heißt im wahren Leben Peter Krause und ist ein guter Freund von Ole, wodurch sich der Besuch bei dem Konzert erklärte: Er hatte Ole einfach eingeladen. Er ist ein begnadeter Musiker und ein feiner Kerl. Als er erfuhr, dass ich mit Ole mitgekommen war, entschuldigte er sich vielmals bei mir, dass er mich nicht auf die Gästeliste hatte setzen lassen. Seine Band nennt sich "Weedwhackers", also auf deutsch "Rasentrimmer". Die Legende behauptet, dass der Name vom Bassisten Dirk Vollbrecht herrührt. Der soll angeblich sehr geizig sein und statt der teuren Bass-Saiten lieber mal die Mähfäden von Rasentrimmer aus stabilem Plastikband aufziehen soll. Ich weiß nicht ob's stimmt, aber als Geschichte ist es auf jeden Fall fantastisch. Dritter im Bunde ist der Mundharmonikaspieler (Harper! HARPER! bei den Bluesern heißt es Harper - ich lern's noch) Marcos Coll aus Spanien. Und zusammen ließen sie es richtig krachen.

Marcos Coll, Dirk Vollbrecht und Peter Krause (© Ole)
"Habt ihr genug zu trinken? Gut. Je mehr ihr trinkt, umso besser klingen wir!", meinte Peter während des Konzerts. Unnötig - die drei spielten fantastisch, die muss man sich nicht schön trinken. Peter ist ein begnadeter Gitarrist und gleichzeitig eine echte Rampensau mit einer genialen Stimme, für die er manchmal nicht mal das Mikro brauchte, um seine Songs zu singen. Dazu kommt die passende Stimmung aus Melancholie, Begeisterung und dreckigen Anzüglichkeiten, die er in Spiel und Gesang rüber brachte. Dirk Vollbrecht wiederum ist ein typischer Bassist, was heißt, dass er die Coolness für sich gepachtet hatte. Es sah mitunter schon gelangweilt aus, wie er an seinem Kontrabass zupfte - aber es klang super (manchmal ein bissel schräg - vielleicht lag's an den Mähfäden oder einfach nur daran, dass wir beide sehr dicht an ihm dran saßen und daher nicht nur den reinen Bassklang hörten, sondern auch das Geräusch, wenn die Saiten an den Korpus klatschten), aber niemals falsch. Als Bassist kann er natürlich eher nicht so improvisieren wie seine Kollegen, aber wenn er das tat, ging die Katze von Schmidt so richtig ab. Und Marcos Coll... also was der Mann an der Mundhar... der Harp kann, ist einfach genial. Mikro und Hand reichten ihm nicht, er benutzte auch sein Weinglas zur Tonverfälschung und blies es einmal sogar mir der Nase. Mit der Nase! Gut, es passte, in dem Song ging es glaube ich um Kokain, aber trotzdem - auf die Idee muss man erst mal kommen...

Abi Wallenstein (© Ole)
Und dann nach einer kurzen Pause Abi Wallenstein! Dessen Bedeutung einem Blues-Fan zu erklären würde bedeuten, Eulen nach Athen zu tragen. Für alle anderen sei nur gesagt: Er trägt den Namen "lebende Blues-Legende" nicht umsonst. Ich kannte ihn bis dahin nicht, aber er hat mich beeindruckt. Er begann sein Konzert mit der Gitarren und seiner Stimme, so richtig rau und dreckig und eingängig - und spielen kann er wie der Teufel! Einfach grandios! Und wer jetzt fragt, wie ein Mann allein den Saal unterhalten kann: Ganz einfach dadurch, dass er das Publikum mit in seine Darbietung einbezog. Und zwar nicht nur zum Klatschen, sondern als Background-Chor. Und so sangen wir mit ihm "Unchain my Heart" und amüsierten uns wie Bolle.

Ganz zum Schluss holte Abi dann auch noch Marcos, Dirk und Peter und jammte mit ihnen gemeinsam noch für ein paar Songs - es war einfach nur fantastisch! Super Stimmung, klasse Musik und Künstler, die echt was auf dem Kasten haben! Nach dreieinhalb Stunden Konzert waren wir jedenfalls so richtig gut gelaunt und hatten keine Probleme mehr mit dem Heimweg! Ich jedenfalls freue mich schon auf den nächsten Besuch von Peter Krause in Milow - wird sicherlich bald mal wieder passieren!

Alle Musiker zusammen auf der Bühne (© Ole)

Ach ja: Herzlichen Dank an Ole, der mir die Bilder zur Verfügung gestellt hat. Ich gestehe neidlos, dass er beim Fotografieren mehr auf dem Kasten hat als ich.

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