Sonntag, 9. Oktober 2011
The Hitchhiker's Guide...
Ich habe eben gerade im Fernsehen wieder "The Hitchhiker's Guide to the Galaxy" von 2005 gesehen. Auch wenn der Film von vielen Leuten als nicht sehr gelungen angesehen wird: Ich mag ihn und finde ihn auch gut und möchte daher hier mal eine Lanze für ihn brechen. Ich kann aber auch verstehen, wenn andere Leute eine andere Ansicht haben. Er ist nicht unbedingt das, was sich viele von ihm erwartet haben. Das ist jedoch nicht die Schuld des Filmes, sondern nach meiner Ansicht eher die Schuld derjenigen, die ihn sehen. Diese gehen meiner Meinung nach mit falschen Voraussetzungen an die Sache heran.
Da gibt es ja zunächst einmal die Ansicht, der Film hätte nicht mehr viel mit dem "Hitchhiker" von Adams zu tun mit Ausnahme der groben Handlung. Eine Meinung, die falsch sein muss bei einem Film, zu dem Adams selbst noch am Drehbuch mit geschrieben hat - wer wüsste also besser, was aus seinem Kind werden sollte? Und was ist übrigens der Hitchhiker von Adams? Das Hörspiel hat sich ja vom Buch schon unterschieden, das Buch von der BBC-Serie (die ich übrigens auch für sehr gelungen halte), und zu den anderen "Hitchhiker"-Ablegern gibt es auch immer wieder Unterschiede. Und auch wenn mir persönlich zum Beispiel die Episode mit Humma Kavula aus dem Spielfilm nicht besonders gefällt - es war Adams Idee, und wenn er selbst die hatte, darf man das dem Film sicher nicht vorwerfen.
Das zweite große Problem des Spielfilms ist, dass er ein Spielfilm ist. In knapp zwei Stunden bekommt man eben nicht so viel an Handlung hinein wie in eine sechsteilige Fernsehserie. Darüber hinaus muss er dann natürlich seine Zuschauer finden, sodass er bestimmte Klischees bedienen bzw. Konzessionen machen muss. Dazu gehören zum Beispiel Love-Story, die das Buch nicht hat, die ich aber für gar nicht so schlecht halte, oder eben verschiedene Dialoge, die wie im Buch beginnen, aber abgekürzt oder verändert stattfinden, wie zum Beispiel Arthur Dents (Martin Freeman) Dialog mit dem Baumeister, der die Umgehungsstraße durch sein Haus bauen will, oder die Entscheidung, Ford Prefect durch Mos Def darstellen zu lassen. Man könnte es natürlich für rassistisch halten, einen Schwarzen den Außerirdischen spielen zu lassen - aber andererseits soll ein junger Musiker die jüngeren Zuschauerschichten anziehen...
Die größte Schwierigkeit des Filmes ist aber, dass er an den Ansprüchen scheitern musste. Fans des Buches waren enttäuscht, weil hier vieles fehlte bzw. anders gezeigt wurde, als sie es in Erinnerung hatten (warum das so sein musste, schrieb ich oben). Leute, die das Buch nicht kannte, waren enttäuscht, weil ihnen der Film nicht zeigen konnte, warum das Buch Kult war. Wer zum Beispiel - ohne das Buch gelesen zu haben - eine Erklärung über die berühmte "42", den Gag darum und warum er die Fans des Buches so begeistert, erwartete, blieb natürlich unbefriedigt, weil der Film hier nicht so richtig ins Detail ging. Das darf man aber dem Film, dem Regisseur oder den Drehbuchautoren nicht anlasten - sie hätten es erklären können, dadurch aber den Film länger (und vermutlich langweiliger) gemacht. Es ist trotz allem sehr schade, dass dieser Gag nicht ausgearbeitet wurde - aber ich verstehe es... Und nicht zuletzt hat der Film versucht, dennoch so viel wie möglich aus dem Buch zu zeigen - und das führte leider dazu, dass manches nur angerissen und nicht ausführlich genug gezeigt wurde. Dennoch bleibt das Problem, dass der Film sowohl Fans als auch Nichtfans gefallen musste und an diesem Anspruch größtenteils gescheitert ist, weil er es allen recht machen wollte und auf dem Weg dahin die Leute vielmehr häufig enttäuscht hat.
Wenn man sich das aber vergegenwärtigt und anerkennt, dass ein Spielfilm - und in dem Fall sogar noch mehr als bei anderen Buchverfilmungen - etwas anderes als ein Buch sein muss, dann sieht die Sache anders aus. Und daher mag ich den Film. Die Besetzung finde ich einigermaßen passend (bis auf Sam Rockwell als Zaphod, wobei ich mir da selber nicht sicher bin, ob es an ihm oder an meinem Bild liegt, das ich aus der BBC-Serie vor Augen habe). Einfach genial finde ich Marvin - besser als in der Serie! Und dann vor allem die Bilder, die 2005 natürlich besser aussehen als 1981! Das ist ohnehin das, was ich an guter Science Fiction mag: Bilder, die die Fantasie anregen und beflügeln, ohne kitschig zu wirken (zum Beispiel Star Wars ist mir, was die Bilder angeht, vielfach zu süßlich). Die Szene zum Beispiel in der Montagehalle und auf der Erde im Bauzustand - physikalisch oder logisch natürlich einfach nur Quatsch, aber die Ideen! Monteure, die Ayers Rock rot malen oder die Ozeane mit Schläuchen befüllen! Diese riesige (wirklich riesige) Halle, in der Baugerüste um Planeten stehen, die Stück für Stück zusammen gesetzt werden! Die "Heart of Gold", die einfach nur fantastisch ist! Ich liebe diese Bilder!
Und dann muss man einfach anerkennen, dass der Film trotz allem mit seinen Vorgängern (Buch, Fernsehserie, Hörspiel) sehr respektvoll umgeht. Die Stimme von Eddie dem Bordcomputer, die exakt der aus der Fernsehserie entspricht. Der Reiseführer, dessen Inhalte heute zwar anders aussehen als 1981, dessen Aufschrift aber der von damals entspricht (ich meine nicht den Text, der muss ja gleich sein, sondern das Aussehen) und der zu der Titelmusik der BBC-Serie präsentiert wird. Die vielen Anspielungen auf das Buch, die in den anderen Varianten nicht vorkommen (Zum Beispiel, dass Fords echter Name genannt wird - nämlich "Ix" - oder die immer wieder vorkommende Nennung des schlimmsten Schimpfwortes der Galaxis: "Belgien"). Die kleinen Gastauftritte, zum Beispiel der Original-Marvin in der Warteschlange auf Vogsphäre, oder Simon Jones, der 1981 Arthur Dent spielte und nun das Holo von Magrathea darstellte.
Und es ist der Respekt, der Douglas Adams selbst entgegen gebracht wird. Wer's nicht weiß: Zum Beispiel ist seine Mutter im Film zu sehen. Kurz vor der Zerstörung der Erde, als alles in Panik ausbricht, sehen wir eine alte Dame, die ungerührt ihre Zeitung weiter liest - das ist sie! (Zur Erklärung: Der Regisseur wollte sie in dem Film haben, hatte ihr aber nicht erklärt, was in der Szene passiert. Ergo schaute sie nur kurz auf, als alles durcheinander lief, wusste nicht, was sie tun sollte, und las daher einfach weiter in der Zeitung). Es ist das kleine Apfel-Logo, das auf Deep Thought zu sehen ist und auch für Douglas Adams spricht, der ein glühender Apple-Anhänger war. Und es ist Douglas selber, der zwei Mal erscheint: Einmal ganz am Ende, als die "Heart of Gould" den Unwahrscheinlichkeits-Drive aktiviert, und vorher im Hintergrund der Montagehalle, als ein Planet sein Aussehen hat.
Und zumindest ich finde diese Reminiszenz an den großen Douglas Adams, der uns viel zu früh verlassen hat, sehr passend und sehr schön...
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