Dienstag, 3. April 2012

Rekord für Ewigkeit oder Schlecht sein zahlt sich aus

Okay, ich gebe es zu: Auch ich habe Vorurteile. Eines betrifft Adam Sandler. Ich halte seine Filme für schlecht, auch wenn ich sie nicht einmal gesehen habe. Und wenn ich sie gesehen habe, halte ich sie zumeist erst recht für schlecht. "Happy Gilmore" habe ich zehn Minuten ausgehalten, "Billy Madison" kaum länger, und "Little Nicky" keine fünf. "Big Daddy" fand ich doof, "Mr. Deeds" peinlich. "Bedtime Stories" kann man sich angucken, wenn Kinder dabei sind, und "Leg dich nicht mit Zohan" geht auch noch, obwohl beide Filme einen großen Schwachpunkt haben: Adam Sandler spielt mit.

Ja, ich weiß, seine Filme spielen Millionen ein. Normalerweise vertrete ich auch den Standpunkt, ein Film ist nicht allein deswegen schlecht, weil er an der Kinokasse groß einschlägt - allerdings ist Sandler für mich der lebende Beweis, dass man mit Scheiße viel Geld machen kann und auch finanziell erfolgreiche Filme richtig schlecht sein können. Er ist für mich kein Schauspieler, sondern ein Selbstdarsteller, dessen mimische Fähigkeit ungefähr der von Steven Seagal entspricht. Ich halte ihn für talent- und geschmacklos, seine Witze sind gräulich, seine Buddies kaum weniger peinlich als er - man denke nur an Rob Schneider, Russell Brand oder David Spade - seine Filme oft so weit unter der Gürtellinie wie die der Farrelly-Brüder, dafür aber nicht mal ansatzweise so originell, und wenn er ein Talent hat, dann das, begabte und große Schauspieler in seine Werke zu locken und deren Können dort zu verheizen - siehe Jack Nicholson, Guy Pierce, John Turturro oder Al Pacino.

Angeblich soll er auch schon mal ganz annehmbare Streifen gemacht haben. Aber ich bekomme ehrlich gesagt schon körperliches Unwohlsein, wenn ich nur daran denke, einen seiner Filme anzusehen. Soll ihn mögen, wer will, ich tu's nicht.

Aber eines muss man ihm lassen: Den Rekord, den er jetzt aufgestellt hat, den wird ihm so schnell keiner nehmen. Dieser Rekord ist einer fürs Geschichtsbuch und für die Ewigkeit. Bei den "Razzie Awards 2012", zu deutsch "Goldene Himbeere", also den Preis für wirklich schlechte Filme, wurden Sandler bzw. seine Filme aus dem Jahr 2011 insgesamt elf Mal für den "Razzie" nominiert - soviel schaffte noch nicht mal Sylvester Stallone, und der bekommt den "Razzie" schon aus Gewohnheit "für alles, was er jemals gemacht hat". Aber zurück zu Sandler: Dessen Machwerk "Jack und Jill" schaffte es sogar auf zwölf Nominierungen - dabei gibt es nur zehn "Razzies"! Es wundert daher nicht, dass "Jack und Jill" tatsächlich jeden "Razzie" gewann, den es in diesem Jahr gibt! Eine solch vernichtende Ausbeute gab es noch nie!

Sandler selber bekam den "Preis" fünf Mal: für den schlechtesten Schauspieler (Jack), die schlechteste Schauspielerin (Jill), für das schlechteste Leinwandpaar (Adam Sandler entweder mit Katie Holmes, Al Pacino oder mit Adam Sandler), für das schlechteste Drehbuch und als Mitglied des gesamten Ensembles, das als das schlechteste ausgezeichnet wurde. Überflüssig zu erwähnen, dass Sandler der Tradition der meisten "Ausgezeichneten" folgte und nicht zur Auszeichnung kam, um den Preis persönlich in Empfang zu nehmen (andere hatten da mehr Mut oder innere Größe). Razzie-Erfinder John Wilson warf Sandler zudem das Fehlen echter Anstrengung oder auch nur ein wenig Stolz bei seinen Filmen vor. Einen Razzie bekam übrigens auch Al Pacino als schlechtester Nebendarsteller, aber das dürfte vermutlich eher die Strafe dafür sein, dass er in so einem Film mitspielte.

Ich muss ehrlich anerkennen, dass das ein Ergebnis ist, das man erst einmal schaffen muss. Hut ab vor Adam Sandler: So schlecht zu sein ist eine große Leistung, die man nicht eben so einfach aus dem Ärmel schütteln kann. Da steckt harte Arbeit dahinter.

Einen Link auf die "Razzie"-Seite habe ich übrigens hier.

1 Kommentar:

RoM hat gesagt…

Adam Sandler läuft bei mir in der Rubrik Schattenkino. Wird diskret ausgeblendet und in Magazinen schnell überblättert. Für Ex&Hopp-Streifen ist das Leben viel zu kurz.