Mein Beruf führte mich gestern Abend zu einem kleinen - sehr kleinen - Fußballverein in unserer Gegend. er hat nur knapp 50 Mitglieder und eine aktive Mannschaft, mit der sie in der zweiten Kreisklasse spielen. Ich finde ja solche Vereine klasse, weil die nicht auf Hilfe von anderen hoffen oder diese gar erwarten, sondern selber zusehen, wie sie zurecht kommen. Also den Rasen ihres Platzes mähen die genau so allein und in Eigenregie wie sie auch ihr kleines Vereinsheim selber in Schuss halten oder in Fahrgemeinschaften zu den Auswärtsspielen fahren und dafür nicht mal Spritgeld haben wollen...
Daneben ist diese Mannschaft wahrscheinlich die fairste Fußballmannschaft der Welt. Die Geschichte erzählten sie uns - also mir und meinem Chef - bei unserem Besuch, und die ist so unglaublich, dass ich sie hier weiter erzählen muss:
Die Mannschaft war zu einem Auswärtsspiel, eine echt heiße Angelegenheit. Beide Mannschaften spielen gegen den Abstieg und sind direkte Tabellennachbarn, es ging also für beide Teams um alles. Da kämpft man eigentlich mit allen Mitteln... es geht aber auch anders.
Irgendwann lag jedenfalls "unser" Verein mit 1:2 zurück. Und als die Jungs im Angriff waren, fällt ihr Stürmer im gegnerischen Strafraum. Der Schiedsrichter zeigt auf den Elfmeterpunkt, und die Gegner sind natürlich aufgebracht und streiten. Und auf einmal steht der gefallene Stürmer vor dem Schiedsrichter und sagt: "Du, das war kein Foul. Ich bin gestolpert." Sehr ehrlich, sehr fair... wenngleich der Rest von "unserer" Mannschaft das nicht so sah. Aber egal.
Etwas später stand es schon 1:3. Angriff "unserer" Mannschaft, Schuss, der Ball zappelt im Netz, aber der Linienrichter erkennt - zu Recht - auf Abseits. Wo liegt da die Fairness? Nun, bei solchen Spielen in diesen unteren Klassen kommt es häufig vor, dass Linienrichter von den anwesenden Mannschaften gestellt werden. Und dieser Linienrichter ist eigentlich ein Spieler "unserer" Mannschaft! Und er signalisiert bei seinen eigenen Mitspielern, die zurück liegen, auf Abseits! Die brüllten ihrem Kollegen völlig entnervt zu: "Man kann es mit der Fairness auch übertreiben!" Aber manchen geht Ehrlichkeit eben doch über alles, und der Titel "fairste Mannschaft der Welt" ist ja auch was wert, oder?
Das tollste an dieser Story ist aber, dass Ehrlichkeit in diesem Fall wirklich belohnt wurde. Oder, wie es in einer örtlichen Zeitpunkt stand: "Es gibt einen Fußballgott!" Unsere Mannschaft gewann letztlich nämlich noch mit 4:3.
Sachen gibt's, die glaubt man nicht...
1 Kommentar:
Fair zu spielen wird in Sonntagsreden gern zum gelebten Ideal erklärt. Mit dem "legendären" Gekicke von Gijon ("spielt ihr jetzt 10 Minuten Querpass!?")war der Profifußball für mich gestorben.
Oder wenn sich die Herren Profis als Zentrum allen menschlichen Leids gebaren, weil sie am Grashalm hängen geblieben sind. Erbärmliches Possenspiel!
Die umjubelten Sportstars sollten sich ernsthaft mit der Ehrlichkeit im Leben auseinandersetzen.
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