Nun gut, es ist nicht soooo weltbewegend, dass ich mir jetzt Gott-weiß-was-für-einen-Kopf machen müsste. Aber ich war - nun ja - über mich selbst überrascht. Wenn es schon ein Musikalbum gibt, dass man definitiv zu seinem Lieblingsalbum erklärt hat, dann sollte man ja doch die Kernangaben darüber wissen, oder? Nein, eigentlich auch nicht, aber in diesem Fall lohnt es sich, darüber ein paar Worte zu verlieren. Und was habe ich verpasst? Ein Jubiläum. Den 24. März. Denn am 24. März 2013 jährte sich das Erscheinungsdatum eines der faszinierendsten Musikalben aller Zeiten zum 40. Mal: "The Dark Side Of The Moon" von Pink Floyd.
Ausschnitt aus den Billboard 200 vom 27. April 2013. |
Noch interessanter ist die "741", die hier nicht steht. So lange, nämlich 741 Wochen oder 14 Jahre und drei Monate, stand "TDSOTM" nach der Veröffentlichung im März 1973 ununterbrochen in den "Billboard 200". Als es 1991 dann aus dieser Hitaparde ausschied, konnte das Album danach - so besagten es damals die Regeln bei Billboard - nicht wieder dort geführt werden. Statt dessen rangierte es im so genannten "Top Pop Catalogue" - und zwar für weitere rund 900 Wochen! Seit 2009 kann es auch wieder in den "Billboard 200 geführt werden - was ja auch geschieht. Unterm Strich wurde das Album mehr als 1.650 Wochen bei Billboard geführt, also fast 32 Jahre lang! Das ist länger als jedes andere Albumder gesamten Musikgeschichte; an zweiter Stelle kommt Bob Marleys "Legend" mit zusammen rund 980 Wochen...
Warum ist diese Schallplatte solch ein Phänomen? Wieso hält sich "The Dark Side Of The Moon" seit Jahrzehnten so hartnäckig in den Charts? Wieso werden auch heute noch jährlich mehrere zehn- bis hunderttausend Platten, CD's und wer weiß was noch verkauft?
Das weiß eigentlich niemand...
Fest steht, dass Roger Waters, David Gilmour, Nick Mason und Richard Wright ein zeitloses Meisterwerk geschaffen haben. "TDSOTM" war eines der ersten Konzeptalben überhaupt, und das hat Pink Floyd hier meiner Meinung nach kongenial umgesetzt. Die Themen sind universell: Die Macht des Geldes, der Zwang der Zeit, das Leben an sich, der Wahnsinn, der in uns lauert... und Pink Floyd gibt nicht eine Antwort, sondern nennt sie nur. Das passte zur Zeit Anfang der 70er, und das passt heute auch noch. Aber macht das ein Album so außergewöhnlich? Nein, jedenfalls nicht allein.
Es ist auch und vor allem die Geschlossenheit als musikalischen Gesamtkunstwerk einer Band, die dem Höhepunkt ihres Schaffens näher kam, sich aber noch nicht selbst zerfleischte. "The Dark Side Of The Moon" entstand zu dem sensiblen Zeitpunkt, an dem Roger Waters zunehmend angewidert wurde von seinem Superstar-Status und das in seinen brillanten Texten verarbeitete, aber noch nicht so verbittert diktatorisch über die Band und ihre Ausrichtung regierte, sodass noch ein echtes Gemeinschaftsprodukt entstand. In der "Dark Side" lieferten allen Mitglieder ihre eigenen Beiträge: Nick Mason spielte gemeinsam mit Toningenieur Alan Parson (ja, genau der!) an Tonbandschnipseln von Registrierkassen, Uhrwerken, Geldbeuteln und anderem mehr und fügte sie zu Soundcollagen zusammen, indem Kilometer an Tonbändern zentimetergenau zurechtgeschnitten und zusammengeklebt wurde (das macht der Computer heute in Sekunden...). Roger Waters schrieb das fantastische "Money" im Alleingang, ließ bei "Breathe" oder Money" seine Partner aber gleichberechtigt mitwirken. Und Richard Wright... Nun, der stille Keyboarder im Hintergrund schuf für "The Dark Side Of The Moon" die wundervollen und herzzerreißenden "Us And Them" und "The Great Gig In The Sky" - für mich die beiden schönsten (nicht die besten, aber die schönsten) Songs, die Pinkl Floyd jemals in Vinyl pressten.
Und nicht nur, was die Musik selbst, die Lieder, die Melodien und die Texte angeht, war und ist die "Dark Side" einzigartig. Die Aufnahmen und die Abmischung selbst waren so hochwertig und ihrer Zeit soweit voraus, dass viele Fans ihre Platten, sollten sie einmal einen Kratzer bekommen haben, lieber wegwarfen und sich die Scheibe neu kauften, als Abstriche bei Hörgenuss zu machen. Das erklärt einen Teil der Verkaufszahlen - aber eben nicht das ganze Phänomen. Dafür hat niemand eine echte Erklärung - nicht einmal die Bandmitglieder selbst. Pink Floyd war sich aber der Bedeutung, die die "Dark Side" für sie selbst und die Fans hat, jedoch voll bewusst: Als die Band 1994 die "Division Bell"-Tour unternahm, da gab es zahlreiche Konzerte, auf der die komplette "Dark Side Of The Moon" gespielt wurde.
Und nun ist "The Dark Side Of The Moon" 40 Jahre alt, beinahe so alt wie ich selbst. Für mich ist das Album das beste "Floyd"-Album überhaupt, besser als die berühmte "The Wall". Ich liebe die Geschlossenheit, die Gesamtheit dieses Werkes, die Musik, die heute noch so klingt wie neu gemacht. Sicher, ich mag auch viel Musik von anderen Künstler, und es gibt sogar einzelne Songs, die finde ich besser als manches von der "Dark Side" - aber was die Gesamtheit des Albums selbst angeht - da kommt für mich nichts ran.
Und zum Abschluss noch ein Video: Ein Ausschnitt eines Konzerts von 1994 mit dem weltberühmten "Time". Nur ein kleiner Ausschnitt aus diesem Meisterwerk - und nicht vergessen: Das Stück ist 40 Jahre alt!
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