Was tut man an einem Samstag Abend, wenn man richtig müde ist, niemand vorbei kommt, das Wetter mies ist und man auch sonst nichts wichtiges vor hat? Genau: Man schaut sich im Fernsehen "Armageddon" mit Bruce Willis an. Kann man ja eigentlich nichts falsch machen. Ich meine - Bruce Willis! Und für einen echt anspruchslosen Filmabend reicht das auch wirklich. Also habe ich das gestern getan. Aber ehrlich gesagt: Ich weiß heute (ich habe den Film schon eine lange Zeit nicht mehr gesehen) nicht mehr genau, warum ich ihn damals so toll fand.
Nach wenigen Minuten bereits fiel mir eine Podiumsdiskussion ein, die ich 1999 glaube ich führen durfte und an der Rolf Giesen teilnahm. Giesen ist so etwas wie der Guru der deutschen Fantastik-Film-Szene: in seinem Besitz befinden sich zahlreiche Filmrequisiten, zum Beispiel aus dem Original-King-Kong, und er kennt Filmgrößen wie Ray Harryhausen nicht nur persönlich, er ist mit ihnen befreundet. In dieser Podiumsdiskussion jedenfalls kam er auch auf "Armageddon" zu sprechen, und sein erster Satz war: "Dieser Film ist nur laut!"
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Das Beste, was die Welt zu bieten hat... |
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Bruce Willis - natürlich mit Fahne |
Fairerweise muss ich zugeben, dass der Film zumindest drei geile Szenen hat. Komischerweise die ersten beiden auch in der ersten halben Stunde oder so. Die erste ist Bruce Willis' Golfspiel auf der Bohrinsel und auf dem Greenpeace-Schiff einputtet - die macht wirklich Spaß und ist eine gute Idee! Die zweite ist die, in der die Ölbohrer ihre Forderungen an die Regierung aufmachen ("Sie wissen nicht zufällig, wer Kennedy erschossen hat?" "...und sie wollen von der Steuer befreit werden - für immer.") Und die dritte ist Steve Buscemis Ritt auf der Atombombe wie damals in "Dr. Seltsam..." (PS: Hier kommt die Klugscheißer-Information des Tages: Als Buscemis Charakter danach mit Klebeband gefesselt wird - und richtig lustig aussieht - entspricht das genau dem Protokoll der NASA, sollte einmal ein Astronaut durchdrehen.)
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Vergeudetes Talent - Steve Buscemi |
Anerkennen muss man die Tricks. Ja, ich weiß, da gibt es auch andere Meinungen, aber ich finde sie gut (logische Fehler in Tricks darf man nicht kritisieren). Und wo wir gerade bei Fehlern sind: Ich bin der letzte, der einen Film danach beurteilt, wie viele logische, wissenschaftliche oder technische Fehler er enthält (außer Anschlussfehler, die sind ein Zeichen für einen schlampigen Regisseur). Aber diese Information fand ich dann doch sehr aufschlussreich und peinlich für Michael Bay und seine Drehbuchschreiber: Der Film wirbt ja unter anderem mit seiner Zusammenarbeit mit der NASA. Nun, die NASA selbst nutzt "Armageddon", um Mitarbeiter zu schulen, indem sie wissenschaftliche Fehler suchen lassen. Diese Mitarbeiter kommen auf 168 Fehler! Und das finde ich bemerkenswert: Die Spezialisten, die den Film unterstützten, attestieren ihm mehr Fehler als in der Mathearbeit eines wirklich, wirklich schlechten Schülers...
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Da geht Paris dahin... |
Aber für einen langweiligen Samstag Abend reicht es. Bruce Willis rettet die Welt - wenn man nicht mehr erwartet, dann ist "Armageddon" wenigstens etwas zum Angucken.
3 Kommentare:
Bay bleibt Bay - Krawallkino für´s statistisch ermittelte Publikum. Was den intensiven Einsatz von buntem Flatterstoff angeht - im Geiste stehen die ehemaligen Kolonisten ein jedes Mal auf. Und vordergründig für den US-Markt wird angewärmte Luft wie dieser Streifen produziert. Panem et circensis.
Affleck kann auch überzeugen - als Darsteller wie als Regisseur.
Was Ben Affleck angeht: Das ist natürlich Geschmacksache. Aber ich fand ihn nicht mal in "Good Will Hunting" gut (falls du den meintest) oder in "Dogma". Ich mag den Kerl einfach nicht, punkt (ganz anders sein Buddy Matt Damon - der hat echt was auf dem Kasten).
Richtig schlecht spielt er in PEARL HARBOR - ganz im Gegenteil zu HOLLYWOODLAND. Nein, ich meinte eher Filme wie GONE BABY GONE oder THE TOWN.
Aber das mit der Abneigung kenne ich auch - Jack Nicholson kann ich nur schlecht ertragen.
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