"We taught a Lion to eat Tofu!" (© "Futurama", Fox) |
Es gibt Veganer, die ihre Hunde und Katzen vegan ernähren.
Das musst ich erst einmal verdauen. Kann das wirklich sein, dass es Leute gibt, die ihren Hunden und Katzen allen Ernstes nur Pflanzen und deren Produkte vorsetzen? Ich forschte ein wenig - nur ein wenig - und stellte fest: Das gibt es nicht nur, da toben sogar echte Glaubenskriege, sogar unter Veganern selber!
Ich will mich jetzt nicht in die mehr oder weniger wissenschaftlich geführten Auseinandersetzungen darüber einmischen, ob es möglich ist oder nicht. Die Diskussionen darüber, ob Hunde beispielsweise Carnivoren (Raubtiere) oder Carni-Omnivoren (Raubtiere/Allesfresser), sind mir schei*egal. Ich weiß selber, dass Hunde auch Gemüse oder sogar mal Gras fressen, ich hatte mal einen. Das tun auch Wölfe (allein schon, wenn sie den gefüllten Magen eines Beutetieres verschlingen). Ich habe sogar mal eine Katze Spargelschalen knabbern sehen. Die Frage, ob vegane Ernährung bei Hunden oder Katzen Mangelerscheinungen verursachen kann oder nicht, ist mir ebenso schnuppe wie die Überlegung, ob man dem mit Zusatz- und Ersatzstoffen vorbeugen kann. Und der Streit, ob die Studien, die die Machbarkeit von veganer Ernährung bei diesen Tierenbelegen, nun aussagekräftig sind oder nicht, ist für mich allenfalls akademisch.
Mir geht es mal um Tierliebe.
Es kann mehrere Gründe für einen Menschen geben, sich für vegane Ernährung zu entscheiden. Oft sind es gesundheitliche Gründe, zumeist aber ethische oder "politisch korrekte". Der Grundsatz lässt sich vereinfacht so ausdrücken: "Kein Tier soll wegen mir gehalten, getötet oder ausgebeutet werden!" Dem muss man nicht folgen, aber es ist ein Standpunkt, den man als solchen erstmal hinnehmen muss. Und der führt dazu, dass Veganer für sich selbst die bewusste Entscheidung fällen: "Ich ess kein Fleisch oder irgendein anderes Produkt eines Tieres!"
Ein Hund oder eine Katze hat diese Entscheidungsfreiheit nicht. Sein Besitzer fällt diese Entscheidung für das Tier; es hat keine Wahl. Die Gründe mögen ehrenwert sein - Schutz der Tiere, die für Katzen- oder Hundefutter getötet werden - führen meiner Meinung nach aber zu etwas anderem: Nicht artgerechte Haltung von anderen Tieren oder kurz ausgedrückt Tierquälerei.
Wie komme ich darauf? Für mich sind Hunde und Katzen Raubtiere, ob ihre Nahrung nun pflanzliche Bestandteile enthält oder nicht. Sie stammen von Tieren ab, die einwandfrei Raubtiere waren. Und egal, wie weit sie sich durch Domestizierung von ihren wilden Vorfahren entfernt haben: Das Raubtier ist ihnen immer noch in den Genen. Wer schon mal einen Hund beobachtet hat, wie er einem Ball, einem Radfahrer oder einem geworfenen Stock hinterher jagt oder im hohen Schnee tollt (und dann auch weiß, warum er das tut), oder wer mal zuseht, wie sich eine Katze anpirscht, weiß ganz klar: Das ist ein Raubtier. Und ein Raubtier frisst seine Beute, egal wie hoch außerdem noch ein gewisser pflanzlicher Nahrungsanteil ist.
Und nun kommt der Mensch, die Krone der Schöpfung, und sagt: "Ich verzichte aus ethischen Gründen auf tierische Produkte, und so haben das gefälligst meine eigenen Tiere auch zu tun!" Ja hallo? Ist das etwa Tierliebe? Ein Tier gegen seine Natur zu halten?
Und was kommt dann als nächstes? Gewöhnen wir wildlebenden Raubtieren - Wölfen, Füchse, Schakale, Löwen, Tiger, Bären usw. - auch noch das Fleischfressen ab? Füttern wir sie mit Tofu oder Heu, nur damit die anderen Tiere nicht leiden sollen? Warum verhungern Löwen oder Wölfe denn, wenn sie aufgrund des Alters oder von Verletzungen nicht mehr jagen und deshalb kein Fleisch mehr essen können? Grünzeug ist doch genug da, oder?
Jetzt kenne ich natürlich schon einige der Argumente, die gegen meine Ausführung von Veganern ins Feld geführt werden können: Dass meine Meinung in erster Linie die ist, die Tierärzte, Züchter und vor allem die große Futtermittelindustrie propagieren. Dem kann man natürlich entgegen halten, dass die Protagonisten selber auch ziemlich gut propagieren können und dass die schärfsten Verfechter veganer Tiernahrung solche sind, die selber diese herstellen oder sich auf den Vertrieb und Verkauf derartiger Produkte verlegt haben. Ein anderer Tierarzt hat einmal sinngemäß geschrieben, dass es doch egal sei, welche Inhaltsstoffe ein Tier bekommt, Hauptsache es bekommt alle: "Das sagt einem schon der gesunde Menschenverstand!" Kluger Satz - aber was sagt der gesunde Tierverstand? Wofür würde sich das Tier entscheiden? Das fragt keiner der Aktivisten.
Machen diese Leute ihre Tiere, für die sie diese lebenswichtige Entscheidung treffen, nicht wieder zu Sachen und Dinge und sprechen ihnen das Recht, lebendige und fühlende Wesen mit ihren eigenen Bedürfnissen zu sein, indem sie für sie wählen? Wie ist das denn so, aus Tierliebe zu den einen die anderen nicht mehr artgerecht zu halten und zu ernähren? Darf ich eine moralische oder ethische Entscheidung einfach so ein Tier, das weder Moral noch Ethik oder gar "politische Korrektheit" kennt und auch nicht braucht, reflektieren?
Wer einen Hund oder eine Katze in sein Haus holt, bürdet sich damit eine enorme Verantwortung auf. Ich könnte derzeit dieser Verantwortung nicht gerecht werden, daher habe ich weder das eine noch das andere. Aber wenn es so wäre, dann würde eine artgerechte Ernährung für mich eine große Rolle spielen. Für mich bedeutet artgerecht in diesem Falle so, wie diese Tiere und ihre Vorfahren sich seit Millionen Jahren ernährt haben.
Und das war mit Sicherheit kein Möhrenbrei mit Tofu, Vitamin B12 und Taurin aus der Dose oder Tube...
2 Kommentare:
Schon mal einen Vegan-Hund gesehen, wenn man über Tierquälerei redet? Trockenfutter und Dosenfutter betrachtet man als eine artgerechte Ernährung, die diese Tiere und ihre Vorfahren seit Millionen Jahren gefressen haben? Menschen sollten keine Tiere halten, dann könnte man sicher sein, dass man es richtig macht.
'Artgerechte Haltung' gibt es nicht. Haltung an sich beinhaltet bereits die Ausübung von Zwang - der Hund darf nur Gassi gehen, wenn Herrchen/ Frauchen Zeit hat, die Katze darf nicht am Sofa kratzen und muss ein Katzenklo benutzen, das Kaninchen wird höchstens mal zum Streicheln aus seinem Käfig genommen und muss jahrein, jahraus Heu statt frischem Gras fressen. Und wie 99% aller Schweine, Rinder und Hühner dank des menschlichen Heisshungers auf Fleisch gehalten werden, wissen wir ja.
Deshalb sind viele Veganer gegen Haustierhaltung - es sei denn, es handelt sich um Tiere, die aus dem Tierheim oder aus Versuchslaboren kommen oder aus anderen miserablen Umständen gerettet wurden, also das Ergebnis der Haus- und/ oder Nutztierzucht sind, die von Veganern prinzipiell abgelehnt wird. Veganer nehmen diese Tiere zu Hause auf, da sie in der Regel niemals in Freiheit gelebt haben, oftmals alt, krank und schwach sind, und in Freiheit kaum eine Überlebenschance hätten.
Der Unterschied zwischen Menschen/ Haustieren und wild lebenden Raubtieren ist, dass diese keine Wahl haben: Sie müssen andere Tiere töten, um zu überleben. Wir haben eine Wahl: Für uns selbst und für unsere Haustiere. Eine ausgewogene vegane Diät enthält alle Nährstoffe, die Menschen für Gesundheit und ein langes Leben benötigen - viele wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass sie ist sogar der omnivoren Diät überlegen ist: Veganer sind im Durchschnitt gesünder und leben länger, als Menschen, die Tiere und deren Milch und Eier konsumieren. Eine vegane Diät hat zudem einen deutlich geringeren ökologischen Fussabdruck, ist also schon deshalb ethisch verantwortungsvoller, als eine Diät, die den Konsum von Tieren beinhaltet. Veganes Hunde- und Katzenfutter hat ebenfalls alle Nährstoffe, die Hunde und Katzen für ein gesundes und langes Leben benötigen.
Ist es nicht wunderbar, dass wir keine Tiere töten müssen, um uns selbst und die Katzen und Hunde, denen wir ein neues Zuhause bieten, zu ernähren?
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