Kennt ihr das auch? Dieser Moment, dieses Gefühl, wenn ihr irgendwo seid oder was macht und vom ersten Moment an wisst: "Irgendwas stimmt hier nicht?" So ein kleines, bohrendes, nervendes Gefühl ganz hinten in der Hirnschale? Es ist nichts Schlimmes, nichts Weltbewegendes, nur irgendetwas Winziges, was die Ordnung des Universums in euren Augen lediglich um ein My stört und euch vor allem deswegen so gegen den Strich geht, weil ihr nicht wisst, was es ist? Ich hatte das heute mal wieder.
Es war auf einer Dienstberatung. Ehrlich gesagt, mag ich die Dienstberatungen, zu denen ich derzeit immer muss. Sie dauern in der Regel nur zwei Stunden oder so, was ich für eine annehmbare Zeit halte. In diesen zwei Stunden geschieht aber wirklich was. Es gibt viele Informationen, die zwar die einen am Tisch bei weitem nicht so sehr interessieren wie die anderen, aber sie kommen kurz, knackig und vor allem vom Geschwafel befreit, die andere, deutlich längere Dienstberatungen auszeichneten, die ich früher besuchen durfte. Und es gibt Festlegungen und Anweisungen, mit denen man arbeiten kann und die in der Regel bei der nächsten Beratung zu einem klaren "Auftrag erledigt" führen. Ergebnisorientiert, so nennt man das glaube ich neudeutsch.
Demzufolge genieße ich auf eine gewisse Weise diese Beratungen. Sie gehören zu der Art, wo man im Nachhinein nicht das Gefühl hat, man hätte seine Zeit verschwendet, selbst wenn es um Punkte geht, die einen weniger interessieren. Heute jedoch war das ein wenig anders: Ich hatte von Anfang an ein unterschwelliges Gefühl, dass irgendetwas nicht so war, wie es sein sollte. Das war nur ein Hauch, eine Ahnung von einer winzigen, kaum wahrnehmbaren Disharmonie im großen Kosmos, aber wie das manchmal so ist: Man wird dieses Gefühl einfach nicht los.
Das Ulkige daran war, dass ich das zuerst selber gar nicht so sehr mitbekam. Erst sehr spät, mehr als eine Stunde nach Beginn der Sitzung, fiel mir dieses zugegebenermaßen winzige Detail auf. Dann allerdings passierten schlagartig zwei Dinge: Zum einen erkannte ich auf einmal sonnenklar, dass mich bis dahin etwas gestört und unterbewusst gestört hat, und zum anderen war es mir ab diesem Moment fast völlig unmöglich, dieses absolut mickrige, nichtssagende, bedeutungslose Detail zu ignorieren.
Ein Teilnehmer an der Beratung - zu allem Überfluss ein Anwalt - hatte zwei unterschiedliche Socken an.
Dass ich das überhaupt bewusst bemerkte, ist schon was besonderes. Beide Socken waren dunkelblau, die eine lediglich eine wirklich wirklich wirklich winzige Nuance heller als die andere. Des Weiteren hatten sie eine sehr zartes Muster: Die eine drei Punkte nebeneinander, die sich immer wieder wiederholten, die andere drei kleine kurze Striche nebeneinander, die sich in der gleichen Symmetrie wie die Punkte wiederholten. Nicht nur bei flüchtiger Betrachtung waren beide Socken identisch - wahrscheinlich hat nicht einmal ihr Träger bemerkt, welcher Fauxpas ihm da unterkam. Erst bei intensiver Betrachtung fielen die Unterschiede auf, aber ab diesem Moment erschienen sie mir so deutlich, dass ich mich fragte, wieso jemand - und vor allem ein Anwalt! - zwei verschiedenartige Socken anziehen konnte.
Es ist schon wirklich eigenartig, wie sehr sich der menschliche Geist mit solch mickrigen Details beschäftigen kann und darüber das wichtige Große vernachlässigt. An den Rest der Dienstberatung kann ich mich nämlich nicht mehr sehr deutlich erinnern...
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