Douglas Noel Adams (1952 - 2001) (© Michael Hughes) |
61 ist eigentlich kein Alter heutzutage, doch Adams hat leider nicht einmal das geschafft. 2001 hat ihn, wie es in der WELT heißt, ein "humorloser Herzinfarkt hinweggerafft". Und noch im Tode - das mag man jetzt für herzlos oder makaber halten - scheint er seiner größten Schöpfung treu geblieben zu sein. Er starb in einem Fitnessstudio, und daher spricht viel dafür, dass er ein Handtuch bei sich hatte: "Das ist ein Frood, der weiß echt, wo sein Handtuch ist. (There's a frood who really knoes where his towel is.)" Ich bin mir sicher, dass ihm dieser Gedanke gefallen hätte...
Das Handtuch... laut Douglas Adams "so ungefähr das nützlichste, was ein interstellarer Anhalter besitzen kann" und nur eine der wahnwitzigen Ideen, die Adams in seinen Werken hatte. Allen voran natürlich die vierbändige Trilogie in fünf Teilen "Per Anhalter der Galaxis", vermutlich das witzigste, lustigste und nachwirkendste Werk, das die Science Fiction überhaupt kennt. Ein typisches Werk des britischen Humors: es gefällt nicht jedem, aber wem es gefällt, für den ist es Kult. Die Vogonen mit der schlechtesten Poesie der Welt, ein paranoider Roboter namens Marvin (Marvin, the paranoid Android), die vermutlich eindeutigste Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und überhaupt allem (nämlich "42" - widerlegt das mal!), ein Raumschiffantrieb, der mit einer heißen Tasse Tee funktioniert, eine Rockband, deren Boss aus Steuergründen tot spielt und die als Special Effect Raumschiffe in Sonnen stürzen lässt, ein Restaurant, dessen Essen sich selbst anpreist und sich auf humane Weise zum Verzehr selbst umbringt, ein Buch, das sich vor allem gut verkauft, weil auf dem Einband "Keine Panik" steht und dem die Erde mit dem Eintrag "Größtenteils harmlos (Mostly harmless)" beschrieben ist - und all das entsprang einer Idee, die ein junger Douglas Adams bei einer Rucksacktour 1971 (meinem Geburtsjahr) hatte, als er leicht betrunken auf einem Feld bei Innsbruck lag und in den Himmel sah. So entstehen Legenden.
Was viele nicht wissen: Adams war nicht nur der Schöpfer vom "Anhalter". Fast ebenso skurril, nur nicht so bekannt ist sein Dirk Gently, der holistische Detektiv, der es mit verbannten nordischen Göttern, elektrischen Mönchen, in Adler verwandelte Düsenjäger und Geistern zu tun bekommt. Er war auch ein begeisterter und engagierter Tierschützer und ein glühender Verfechter des Darwinismus gegen Kreationisten und andere gottesgläubige Wissenschaftsleugner. Er war ein sehr guter Musiker, der mit David Gilmour von "Pink Floyd" und Gary Brooker von "Procol Harum" eng befreundet war. Sowohl mit "Pink Floyd" als auch mit "Procol Harum" stand er auf der Bühne und spielte Gitarre. Umgekehrt traten Gilmour und Brooker bei Adams Beerdiguing auf. Und: Adams war mit den Monty Pythons befreundet, schrieb einige Nummern für sie (vor allem mit Graham Chapman) und trat sogar im "Flying Circus" auf - sinnigerweise zuallererst natürlich in Episode 42.
Und da ist sie, die "42", Adams beste Erfindung. Die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und überhaupt allem. Kein anderer Gag hat die Science Fiction, eigentlich die ganze Kulturgeschichte so sehr beeinflusst wie dieser. 42 antwortet Google, aber auch Apples "Siri", wenn man die Frage stellt. Die erste Version von Suse Linux hatte die Versionsnummer 4.2. In den Anfangsjahren des Internets, als es noch DFÜ hieß, hatte das SFNet die Anfangsadresse 142 (es mussten drei Ziffern sein...). Adams wurde - natürlich - an seinem 42. Geburtstags von Gilmour eingeladen, im gleichen Jahr mit "Pink Floyd" auf der Bühne zu stehen. Seine Tochter kam zur Welt, als er 42 war. Und dabei ist die Entstehungsgeschichte der Zahl so simpel: Adams suchte eine einfache Zahl sein, eine gewöhnliche. Jeder Deutungsversuch ist Humbug: "Ich saß am Schreibtisch, blickte in den Garten und dachte '42 geht'. Ich schrieb es hin. Das ist alles."
Und dieser Quell überbordender Ideen und witziger Einfälle starb mit nur 49 Jahren. Heute wäre er 61 geworden. Es ist müßig zu überlegen, was er der Welt noch an Ideen, an Werken, an Büchern geschenkt hätte. Es steht fest, dass er der Welt so viel gegeben hat. Sein "Anhalter" wird immer seinen festen Platz in der Geschichte haben - und welcher Schriftsteller kann schon von sich behaupten, dass seine Anhänger ihn feiern, indem sie einen Tag mit einem Handtuch durch die Gegend laufen? (PS: Ich schwöre, in diesem Jahr mache ich den "Towel Day" mit). Ich finde es auch sehr passend, wie Google mit seinem Doodle heute an Douglas Noel Adams erinnert. Das Google sollte man sich mal genauer anschauen...
Ich selbst liebe die Bücher, lese sie mit großem Vergnügen. Ich liebe auch die Verfilmungen, sowohl die BBC-Fernsehshow als auch den Hollywood-Film von 2005. Ein original Handtuch nenne ich noch nicht mein eigen, aber ein "normales" tut es sicherlich auch. Es ist der Gedanke der zählt. Meine persönlichste Beziehung zu Douglas Adams und seinem Werk habe ich aber ulkigerweise durch meinen Karnevalsverein: Vor einigen Jahren wurden hier Mitgliedskarten ausgegeben, aus Gründen, die ich selber nicht mehr genau kenne. In dem Zusammenhang wurden alle Mitglieder in den Akten durchnummeriert - und als ich meine Karte mit meiner Mitgliedsnummer erhielt, bemerkte ich zu meiner großen Freunde und Erheiterung, dass ich bis in alle Ewigkeit als Nummer "42" in den Annalen des Vereins aufgeführt sein werde...
Überschwänglich bedankte ich mich deswegen beim Kassenwart, der diese Listen und die Karten angefertigt hatte. Er hat bis heute noch nicht genau begriffen, warum ich so begeistert war.
Happy Birthday, Douglas Adams!
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