Friseurbesuche verbinde ich zurzeit meist mit dem Einkaufen. Ein Friseursalon in einem Supermarkt ist vielleicht nicht unbedingt das stilvollste, aber es liegt schlicht und simpel gesagt einfach auf dem Weg, ist recht preiswert und funktioniert meist ohne Anmeldung. Wenn ich meine Brötchen, den Salat und die Wurst im Auto verstaut habe, hüpfe ich eben noch schnell mal in den Salon und lasse mir die Haare scheren. Und zumindest mich stört es nicht, dass jeder, der seinen leeren Bierkasten zur Annahmestelle bringt, zugucken kann, wenn mir die Haare gewaschen werden.
Dazu kommt, dass die Friseuse, die mich da meist in der Mangel hat, irgendwie auf meiner Wellenlänge liegt. Es ist Zufall, aber ich werde fast immer von der gleichen Frau bedient. Und auf eine gewisse Weise passt das.
Wenn ich zum Beispiel beim Zahnarzt auf dem Stuhl sitze und die Doktorin an mir arbeitet, dann soll sie mir dabei auf gar keinen Fall ein Gespräch an die Backe nageln. Es spricht sich ohnehin nicht so gut mit Absaugschlauch und Bohrer im Mund, und zweitens stehe ich auf dem Standpunkt, dass sie fertig werden soll. Und je weniger sie redet, um so schneller wird sie fertig. Ganz abgesehen davon, dass ich in diesen Momenten zu einer vernünftigen Konversation ohnehin nicht in der Lage bin, sondern mich hauptsächlich mit meinem eigenen kleinen Panik-Universum beschäftige.
Bei meiner Friseuse ist das anders. Die kaut mir sozusagen das Ohr ab, der Schnabel steht nicht still, und irgendwie finde ich das unterhaltsam. Als ich diese Woche da war, kamen wir von ihrer eigenen Haartönung über das gemeinsame Konto mit ihrem Mann und Schokolade aus Norwegen bis zu Nebenjobs. Außerdem hat sie einen Humor, der meinem recht ähnlich ist. Irgendwann bei unserer letzten Scheraktion schnippelte sie mir am Pony herum - wie sie das gemacht hat, ist mir sowieso schleierhaft; ich habe gar keinen Pony - und lehnte sich dann zurück. Wir betrachteten das Werk gemeinsam im Spiegel, dann fing sie an zu grinsen und kriegte sich gar nicht mehr ein. "Ich sag jetzt nicht, was ich denke", meinte sie, und ich antwortete: "Sag ruhig, ich denke das auch!" Und dann meinten wir zugleich: "Dumm und dümmer"! - ich sah für zwei Minuten tatsächlich aus wie Jim Carrey in dem Film.
Interessant ist, dass sie sich beim Reden von nichts stören lässt. Selbst in den Momenten, in denen sie mir die Haarschneidemaschine direkt an den Ohren vorbeiführt und ich außer dem Summen und Brummen nichts höre, redet sie ungerührt weiter. Meistens bitte ich sie dann, die Sache zu wiederholen...
Nur in zwei Dingen kommen wir einfach nie zusammen. Ich weigere mich, mir von ihr Gel ins Haar schmieren zu lassen, und die Augenbrauen darf sie mir auch nicht trimmen. Da hört der Spaß bei mir auf!
2 Kommentare:
Nur gut, daß wir in den Haaren keine Nerven zu sitzen haben. Immerhin sind wir, was die Frisur betrifft, öfter engagiert als bei den Schneid- und Kauwerkzeugen.
Solange die Frisur nacher gut aussieht und sitzt ists doch egal ob man im Supermarkt oder sonst wo die Haare machen lässt :)
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