Bashing im Allgemeinen ist ja "In", Politiker-Bashing sowieso. Insofern verwundert einem die Häme nicht, die den Planern und den Verantwortlichen für den Berliner Großflughafen derzeit entgegenschlägt. Streng genommen ist es aber auch ein Trauerspiel. Ich verfolge - auch aus beruflichen Gründen - schon seit vielen Jahren alle möglichen Projekte und Vorhaben. In den allermeisten Fällen wird der Zeitplan eingehalten, wenn auch manchmal sehr knapp (ich erinnere mich an die Eröffnung einer Gaststätte, bei der sich niemand an den Tresen lehnen durfte, weil der erst eine Stunde vor Eröffnung aufgestellt und angeschlossen wurde - zum Festschrauben fehlte die Zeit...). Manchmal wird es später, so einige Wochen oder mal bei größeren Straßenbauvorhaben auch ein paar Monate, doch das deutet sich schon recht früh an. Aber hier?
Für diejenigen, die es nicht wissen: Die Eröffnung des Flughafens Berlin-Brandenburg "Willy Brandt" ist inzwischen schon mehrere Male verschoben worden. Angepeilt war mal Oktober 2011, dann Juni 2012. Zwei (!) Wochen vor der dazu geplanten Eröffnungsfeier hatte sich das auch erledigt. Die Brandschutzanlagen funktionierten nicht, so hieß es. Kurzzeitig hoffte man noch auf August 2012, doch die Hiobsbotschaften rissen nicht ab. Schließlich einigte man sich auf März 2013 und holte einen krisengestählten neuen technischen Direktor. Der unterzog die gesamte Baustelle noch einmal einer eingehenden Untersuchung und gab dann Oktober 2013 als Eröffnung an. Intern ist aber auch schon das Datum März 2014 gefallen (siehe auch hier)...
Seitdem wird viel über Gründe und Ursachen dieses Debakels diskutiert. Technische Probleme und Planungsfehler werden genannt, woher die kommen, weiß man nicht oder man sagt es nicht offen. Die Opposition in Berlin und Brandenburg fordert die Köpfe der Regierungschefs, Bundesverkehrsminister Ramsauer würde den Landkreis Dahme-Spreewald (das war der Landkreis, dessen Bauordnungsamt im Mai 2012 die Bombe mit den Brandschutzanlagen platzen ließ) am liebsten von der Landkarte tilgen. Bereits eingemietete Händler und Gastronomen in "Willy Brandt" müssen Leute entlassen und bleiben auf den Kosten für ihre fertig eingerichteten Geschäfte sitzen. Tegel, wo der Umzug schon komplett vorbereitet war, pfeift inzwischen auf dem allerletzten Loch, und niemand weiß eigentlich, warum er noch funktioniert, aber er tut es. Doch die wichtigste Frage hat irgendwie noch niemand gestellt:
Wie gesagt: Seitdem im Mai dieses Jahres die bereits geplante, 24 Millionen teure Eröffnungsfeier - die Einladungen waren schon verschickt, sogar ich habe eine persönliche Einladung bekommen, wirklich! - in letzter Sekunde abgesagt wurde, entdeckt man immer mehr Durcheinander bei diesem vier Milliarden Euro teuren Projekt. Die Nacharbeiten werden nach dem jetzigen Stand bis Oktober 2013 dauern, also noch ein Jahr. Ein Jahr, in dem offenbar so viel gebaut werden muss, dass es Experten gibt, die auch Oktober 2013 in Zweifel ziehen. Und ich frage mich jetzt folgendes:
Was wollte man im Juni dieses Jahres dann eigentlich eröffnen? Ein Flughafen kann es ja wohl kaum gewesen sein, oder?
1 Kommentar:
Bei den hochgezogenen Festivitäten war wohl der gute Wunsch Vater des Gedanken. Soweit ich mich zurück erinnere, brüsteten sich die Oberen Berlin/Brandenburgs bei der Vergabe, es in Eigenregie besser (billiger) machen zu wöllen. Inzwischen dürfte die Zwischenrechnung die Höhe der seriösen Angebote von damal eingeholt haben.
Gearscht sind all die kleineren Unternehmer, die mit festen Terminen rechnen müßen.
Den Sonnenkönigen von eigen Gnaden zu Berlin & Potsdam gehen solche "Nichtigkeiten", gemäß der Routine, am Allerwertesten vorbei.
"Es gibt Kuchen!"
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