Nein, es geht nicht um eine Besprechung des klassischen Clint-Eastwood-Westerns, den ich zu meiner Schande auch noch nie ganz gesehen habe. Nein, mir geht es um etwas anderes. Man hat sie nämlich wieder aufgehängt - die Wahlkämpfer oder besser gesagt ihre Plakate.
Gut, die ersten bammelten ja schon vor längerer Zeit. Ich hatte das ja schon einmal hier erwähnt. Mittlerweile haben die Mitbewerber nachgezogen, was mir allerdings zunächst entgangen ist. Kein Wunder: Die allermeisten Wahlplakate unterscheiden sich in Größe und Form nicht von Ankündigungen von Rabattverkäufen, Autoausstellungen, Zirkusgastspielen oder Schlagerrevues auf Dorffesten. Man könnte jetzt auch noch spotten, dass auch der Informationsgehalt keinen Unterschied macht, aber na ja. Jedenfalls fiel mir die Plakatschlacht erst richtig auf, als ich sie aufgrund ihrer schieren Anzahl unmöglich weiter ignorieren konnte.
Tatsächlich aufgefallen waren mir zunächst wie geschrieben nur die Piraten. Mittlerweile kamen zu den mich eher irritierenden Parolen nun noch weitere und interessanterweise sogar einleuchtende Slogans dazu. Einleuchtend heißt, dass mir die Forderung dahinter sofort klar wird, wie zum Beispiel die nach dem berühmt-berüchtigten "Bedingungslosen Grundeinkommen". Da weiß man doch endlich gleich, woran man ist!
Auf Bewährtes setzt die CDU. Und bewährt bedeutet, dass ich bisher neben den Konterfeis der Kandidaten lediglich Slogans las, die so auch bei einer Erste-Mai-Demo auftauchen könnten. Dieses Manko machen die Christdemokraten durch Masse wett, wobei es in meinen Augen zu manch interessanten Auswüchsen kam. An vielen Masten hängen gleich drei Plakate von ihnen übereinander und folgen dabei dem bewährten christdemokratischen KKK-Prinzip. Wobei es jetzt nicht für "Kinder - Küche - Kirche" steht, sondern wohl eher für "Kanzlerin - Kandidat - Kampfparole". Jedenfalls bammeln die CDU-Plakate in dieser Reihenfolge.
Dagegen regelrecht zurückhaltend kommen mir meine Sozis vor. Ein, zwei Großplakate, dazu gelegentlich ein lächelnder Kandidat - das war's dann schon. Immerhin: Zumindest in meinem Wahlkreis sehe ich den Sozi-Kandidaten irgendwie lieber als die christdemokratische Mitbewerberin (ich weiß nicht warum, aber sie kriegen ihre Fotos einfach nie hin...).
Gewohnt enttäuscht bin ich von den Linken. Deren Plakate sehen auch dieses Mal aus wie aus einem Schülersprecherwahlkampf. Andererseits scheinen sie ihre Plakate zielgruppenorientiert aufgehängt zu haben: Allein vorm örtlichen Jobcenter hängen zwei Anti-Hartz-IV-Parolen (als ob die Leute im Jobcenter was für die SGB-II-Gesetzgebung könnten). Aber immerhin hat man sich über den Ort des Aufhängens Gedanken gemacht, was bei den Aufdrucken eher nicht der Fall ist - wieder die alten trivialen Protest-Phrasen.
Neues erfährt man auch nicht bei der NPD und den Republikanern (die DVU fehlt, aber da mache ich mir keine Sorgen drum). Nach wie vor finde ich die Farbgebung interessant. Die NPD erstrahlt in herrlichem Rot, leuchtender als das der Linken (wie gesagt: deren Plakate sehen billig aus und waren es vielleicht auch) oder der SPD. Und intellektuell haben sie auch zugelegt, muss ich schon sagen. Auf einem ist sogar von Sinti und Roma die Rede (und nicht von Zigeunern, wie man den Verfassern eher zutrauen würde), auf anderen werden Fremdwörter wie "Scharia" erwähnt (wobei sie aber den Eindruck erwecken, das wäre ein Frauenname...). Doch egal, wie intellektuell die Slogans erscheinen - inhaltlich ist es der gleiche Quark wie immer. Ich vermute, dass sich auch die Rep-Plakate inhaltlich nicht weiter entwickelt haben. Mir fehlen die Vergleichsmöglichkeiten - die hingen hier die letzten paar Wahlen nicht (und wenn doch, sind sie mir definitiv nicht aufgefallen, was nicht das Schlimmste ist).
Übrigens sind die Plakate der Reps blau, wie auch die der neuen AfD (Alternative für Deutschland). Von denen habe ich auch schon einige wenige gesehen. Ich denke, es sind deshalb noch nicht mehr, weil die AfD sich meiner Meinung vor allem aus der "Dagegen"-Fraktion der Bundesbürger rekrutiert, und das sind in der Regel keine guten und engagierten Parteisoldaten. Dazu passt auch die Parole auf den Plakaten, bei dessen Lesen ich umgehend die berühmte Uli-Stein-Karikatur "Dagegen" vor dem geistigen Auge hatte.
Was mich allerdings selbst überraschte, war die Aufmerksamkeit, die die Plakate der FDP bei mir erzeugten. Ich weiß nicht, ob es Absicht ist, aber all dem überall prangenden Rot, Blau und Orange knallten mir die beiden einsamen, strahlend gelben Poster so sehr ins Auge wie das berühmte schwarze Schaf in einer schneeweißen Herde (by the way: Grün habe ich noch nicht gesehen. Trauen die sich nicht hierher?). Sollte der Eindruck gewollt sein, muss ich den Hut vor dem Wahlkampfmanager ziehen. Ich denke aber eher, die örtlichen Liberalen trauen sich einfach nicht, mehr von den Plakaten an die Masten zu knüppern.
Apropos Mast: An den begehrtesten von ihnen herrscht schon ein gewisses Plakatgedrängel. Die Dreier-Kombination der CDU erwähnte ich ja schon. Aber es gibt noch andere. Reps und Piraten scheinen zum Beispiel kein Problem zu haben, am gleichen Pfahl zu prangen (es fällt auch erst beim zweiten Hinsehen auf, weil ja beide blau sind). In einer anderen Straße konnte ich amüsiert beobachten, dass sich SPD-Kandidat und CDU-Kontrahentin buchstäblich jeden Laternenmast teilen - und die Dame von der schwarzen Fraktion hängt immer oben (was will sie uns damit sagen?). Es gibt noch einige andere Werbe-Joint-Ventures zu beobachten, nur mit der Linken und der NPD will keiner so recht zusammen hängen. Und offenbar sind der NPD die Leitern ausgegangen: Während sie beim letzten Wahlkampf soweit oben an den Masten angebastelt wurden, dass sie auch tief fliegende Flugzeuge mit ihren Parolen versorgten, sind jetzt in gut erreichbarer Höhe zu finden. Von da werden sie inzwischen ausgiebig auch wieder herunter geholt.
Unterm Strich finden sich an den Straßen aber trotzdem so viele Plakate, dass ein visueller Overkill unausweichlich bleibt. Ich persönlich mache mir nur noch den Spaß, besonders amüsante Plakatkombinationen oder außergewöhnlich dämliche Parolen zu finden. Ich bin mir sicher, dass ich bis zum Wahlsonntag da noch einiges geboten bekomme. Und wo ich dann meine Kreuze mache, weiß ich ohnehin jetzt schon. Dafür brauche ich keine Plakate.
1 Kommentar:
Hallo Erik,
hier ist auch überall der Plakatwahn ausgebrohen, hast Du gut beschrieben. Man findet kaum eine freie Laterne mehr, alles hängt voll mit riesigen Gesichtern - manche Personen kennt man von vielen Wahlen zuvor - andere sind nun neu dazu gekommen. Prinzipiell schaut alles gleich aus - manchmal muss man schon genau schauen welche Partei zu dem Gesicht gehört ;)
Lieben Gruß
Björn :)
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