Salvadore Dali sagte einmal: „Das größte Übel der heutigen Jugend besteht darin, dass man nicht mehr dazu gehört.“ Ein Satz, den ich mitunter durchaus unterstreichen kann. Musik, Literatur, Filme, Fernsehserien und so weiter – vieles von dem, wozu die jungen Leute heute abgehen, bleibt mir fremd und unverständlich. Ein beunruhigender Gedanke, bedeutet er doch im Umkehrschluss, dass man alt wird. Aber ab wann ist man eigentlich alt?
Eigentlich fühle ich mich nicht alt, so im Großen und Ganzen. Alt werden verbinde ich in der Regel mit einem unbeweglich Werden im Geist und in der Einstellung. Das sehe ich bei mir eigentlich nicht. Natürlich mag diese Einschätzung täuschen. Derartige Fehler bemerkt man bei sich selber zuletzt. Aber wenn ich mich erinnere, wie ich vor 20 Jahren auf 40-Jährige, deren Ansichten und Einstellungen geschaut habe, und mich damit vergleiche, wie ich heute – meiner Meinung nach – bin, halte ich mich für jung geblieben, gelegentlich sogar infantil. Ich sehe mich innerlich nicht als 40-Jährigen.
Oder?
Ich lese heute noch die gleiche Art Bücher wie vor 20 oder 30 Jahre, und lasse mir heute wie damals sagen: „Was ziehst du dir da nur für einen Quatsch rein!“ Gleiches gilt für das Fernsehen oder das Kino. Schwere, „erwachsene“ Stoffe interessieren mich nicht sonderlich. Andererseits kann ich mit einigen Modeerscheinungen nichts anfangen. Nur ein Beispiel: Wenn ich mir die Wischi-Waschi-Emo-Vampire aus „Twilight“ oder so anschaue und mit ihren Äquivalenten von früher vergleiche – allen voran der grandiose „Dracula“ von Coppola, aber auch die kultigen "Hammer"-Streifen -, dann fällt mir aber auch gar nix ein, was mir dieses blutleere Leinwand-Gedöns von heute erträglich machen kann. Ähnlich in der Musik: Aufgeschniegelte Boygroups oder gecastete Hupfdohlencombos fand ich schon seit jeher komplett bescheuert, und vieles, was heute hip ist, hat man meiner Meinung so oder besser schon in den 80er oder gar70er Jahren gehört (über die 90er decke ich den Mantel des Schweigens). Das sage ich allerdings auch und werde von den jungen Leuten dann in der Regel so angesehen, wie ich in meiner Jugend vermutlich meine Eltern angeschaut habe, wenn sie meinen Geschmack kommentierten…
Bin ich also doch schon alt? Oder gehört das einfach dazu?
Ich habe zu dem Ganzen eine Einstellung entwickelt, die ich mangels eines besseren Wortes "Altersweisheit" nennen möchte. So wie ich über „Twilight“ oder so lästere, so bekomme ich von jungen Leuten mitunter mein Fett weg, wenn es um meine Vorlieben geht. ZZ Top wurden mir gegenüber schon mal als „alte Rentner-Zausel“ bezeichnet, die Musik meiner 80er-Jahre-Bands reißt heutzutage nur noch selten jemanden vom Hocker, und Fotos von ihnen darf ich sowieso niemanden zeigen, ohne Lachanfälle zu provozieren. „Das A-Team“ und „Ein Colt für alle Fälle“ begeistert zehn Jahre unter meinem Altersniveau auch niemanden mehr so recht, und das wird mir auch zu verstehen gegeben. Ich lass sie dann reden und sage mir immer: „Da kommt ihr auch noch hin!“ – Typischer Spruch des Alters, nicht wahr?
Allerdings glaube ich, dass ich einen Vorteil habe. Ich bin ja in einem Karnevalsverein aktiv, und in dem haben wir das große Glück, zahlreichen Nachwuchs zu haben. Wenigstens zu unseren Karnevalsveranstaltungen sind wir eng mit diesen jungen Leuten zusammen, und ich für meinen Teil kann durchaus sagen: Das hält auch mich jung. Und ich kenne deutlich jüngere Menschen, die im Geiste schon uralt und versauert sind – und so bin ich nicht!
Dass auf der anderen Seite die grauen Haare immer mehr werden (und ich werde sie nicht färben!) und die Falten langsam tiefer (natürlich Lachfalten!), dass ich nicht mehr wie früher ganze Nächte durch Auto fahren oder feiern kann, dass mir morgens direkt nach dem Aufstehen beim Treppensteigen manchmal die Knie etwas weh tun – nun, das hat natürlich nichts mit dem Alter zu tun. Wie stöhnte schon Indiana Jones in „Jäger des verlorenen Schatzes“? „Das sind nicht die Jahre, das ist der Materialverschleiß.“
Eine Sache macht mich dann aber doch ab und zu nachdenklich. Wenn ich so resümiere, welche Krankheiten und Verletzungen in meinem direkten Bekannten- und Freundeskreis mit welchen Folgen auftreten und wie deren Zahl zunimmt – also ein Thema, das ich eigentlich immer mit Senioren-Kaffeekränzchen in Verbindung gebracht habe – dann komme ich manchmal ins Grübeln. Da kann ich wirklich von Glück sagen, dass mir abgesehen von einem Weisheitszahn noch nichts fehlt. Und ich hoffe, dass sich daran noch lange nichts ändern wird.
2 Kommentare:
Wie der gute Wein wird man ja nicht älter sondern besser ;)
Ehrlich gesagt finde ich Serien wie "Ein Colt für alle Fälle" und das "A-Team" auch heute noch gut - da stehst Du also nicht alleine. Allerdings dürfte ich auch eher in Deine Altersstufe gehören.
Irgendwo ist man noch jung, aber auf der anderen Seite ist der Verschleiss manchmal nicht mehr zu leugnen ;)
Lieben Gruß
Björn :)
"Man ist immer so alt, wie man sich fühlt." und mit der heutigen Jugend will man besser sowieso nichts zu tun haben.
Liebe Grüße:)
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